Was verdient ein Bartender Teil 2 … ? Eine FB Umfrage bei Bartendern, Trinkgeld im Le Lion und andere Geheimnisse.

Vor einigen Wochen habe ich eine FB Umfrage durchgeführt: Die Frage lautete:

"Was wäre das von Dir erwartete Netto Gehalt für einen Vollzeit Bartender Job bei einer NEUEN Stelle? Du hast einige Jahre Berufserfahrung, 5 Tage Woche, ca. 180 bis 200 Stunden, Nahezu jedes Wochenende arbeiten? Ich denke die meisten können eher mit Netto Gehältern umgehen. Bitte 100,- Schritte - Merci"

folgende Antworten bis heute:

  • 900,00 €   -      1 Stimme
  • 1200,00 €   -      1 Stimme
  • 1500,00 €   -    19 Stimmen
  • 1600,00 €   -      2 Stimmen
  • 1700,00 €   -    13 Stimmen
  • 1800,00 €   -    12 Stimmen
  • 1900,00 €   -       1 Stimme
  • 2500,00 €   -       1 Stimme
  • 3000,00 €   -       1 Stimme

50 Personen haben daran teilgenommen. Einige Gedanken vorab: Solche ein Umfrage ist hochgradig nichts sagend. Sie ist ungenau und alles andere als Aussagekräftig. Das schöne an FB wiederum: hier wird  recht impulsive geantwortet. Also Ideal um mal so die Stimmung aufzugreifen. Ich finde ein guter Anfang um die Serie: "Was verdient ein Bartender" ins rollen zu bringen. Ein umfangreiche, aussagekräftigere Umfrage kommt in kürze, ich hoffe auf rege Beteiligung.

Anbei noch einige der Kommentare von denjenigen,  die an der Umfrage teilgenommen haben. Wem dies zu "langwierig" ist, möge sie überspringen:

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Gerhard Praun · Antwort: 1500,-
Der Grundlohn sollte sich auch an die Lebenshaltungskosten des Standorts anpassen. Allerdings bin ich Vollblut-Bartender, deswegen liegt die Entscheidung über eine neue Stelle nicht nur am Geld sondern auch an die Perspektiven der Bar und vor allem am Team. Vielleicht bin ich ein Idealist aber ich finde in erster Linie sollte der Job Spaß machen. Das Thema Tip sollte man auf keinen Fall unterschätzen, ich denke wenn man einen guten Job macht kann man sich durchs Trinkgeld ein schönen "Verdienst" erarbeiten.

Christina Schneider · Antwort: 1200,-
1500,- netto...das sind 2500 brutto. Anfangsgehalt für nen einfachen Bartender? Wo wollt ihr die denn bekommen??? In Berlin mal sicher nicht. Ich komm jetzt mal mit MTV, danach verdient ein Demi an der Bar 1800 brutto, also 1200 netto. Allerdings für ne 38,5 Std Woche.

Francisco Doce Riola Fischer · Antwort: 1500,-
1,500,-€ kommt drauf an ob wochenendtage,feiertage in der 5 tage woche mit drin sind, und ob kleidung gestellt wird....jacke,hemd,krawatten,f​liege...u.s.w ist image,geschäftsführungs abhängig ,......trinkgeld...?

Robin Weiss · Antwort: 1500,-
Wenn man von 20-22 Schichten ausgeht und das zu erwartende Trinkgeld dazurechnet, ergibt sich ein Nettolohn von sicher 2T€ und mehr, je nach Lokalität. Fair, wie ich finde.

Jonas Stein · Antwort: 1500,-
kommt dann doch auf die stelle an... neue stelle ohne grosse verantwortung können 1500 schon in ordnung sein... wir sollten doch auf dem teppich bleiben ;-)

Kommentare zu diesem Post:

Stefan Ketterer Die Rede ist hier von 180-200 Std. im Monat!!! Ich finde, wenn es 200 Std. werden im Monat, dann ist 1500 zu wenig! Das sind Netto 7,5 € die Stunde. Eindeutig zu wenig!
Jonas Stein man darf das trinkgeld nicht vergessen ;-) dann werden das 10,- die stunde oder mehr...
Jonas Stein ausserdem muss ein arbeitgeber sich die 1500 netto erst mal leisten können. wir reden hier ja von offiziellen gehältern ohne irgendwelche mauscheleien... natürlich würden die meisten von uns mehr verdienen als sie verdienen... schöner Satz nicht?
Joerg Meyer Ich glaube das Problem ist das die meisten Bartender Schwarz als Aushilfe irgendwo anfangen und daher preise von 10 € und mehr netto bewohnt sind. Die sind in der Regel, so wie ich das einschätzen kann von der Wirtschaftlichkeit meiner Bar, nicht zahlbar. 24 Tage bezahlet Urlaub im Jahr sind z.b. nicht zu vergessen...
Jonas Stein richtig! was bringt einem bartender ausserdem ein super gehalt wenn dann keine kohle mehr für barkollegen da ist und so noch mehr arbeit an ihm hängen bleibt, oder aber der barbesitzer nach zwei drei monaten einfach kein geld mehr hat das stargehalt zu bezahlen... vernünftig wirtschaftende und private bars können sich einfach keine stargehälter leisten. punkt.
Marco Beier Ohne mich in die Gehaltsdebatte einmischen zu wollen. Für einen derart anstrengenden Job zu Uhrzeiten für hartgesottene sind 24 Urlaubstage im Jahr ein Witz.
Jonas Stein die 24 Urlaubstage sind bei den meisten doch auch nur auf papier... die meisten können sie ja ohnehin so gut wie nie nehmen...
Joerg Meyer Wieviel Urlaubstage hast Du Marco?
Marco Beier ‎29
Joerg Meyer Nach wie viel Jahren Betriebszugehörigkeit?
Marco Beier ‎3 Jahre
Marco Beier Wobei ich mir durchaus bewusst bin, ein einem generösem Angestelltenverhältnis zu arbeiten. Andererseits muss ich sagen, das ich die Zahl der Urlaubstage von Betriebszugehörigkeit abhängig zu machen in innerem Job schwierig finde. Oft genug ist es teils schwerste körperliche Arbeit, gepaart mit der Barkeepern zu eigenen Selbstüberschätzung. Diese Erhellungen sind deshalb um so wichtiger. Aber das ist ein anderes Thema.
Joerg Meyer Ja, hast du recht. Rein "rechtlich" wächst die Zahl Deiner Urlaubstage mit der Anzahl der Jahre im Betrieb. Wenn Dir El Chefe also von Beginn an 29 gewährt hat, ist das grundsätzlich generös. Das Barkeeper in der Regel hart daran arbeiten sich komplett niederzustrecken ist in der Tat ein anderes Thema ...
Marco Beier Nee, eingestiegen bin ich auch mit 27 Tagen. Denke einfach, das dieser gesundheitliche Aspekt bei vielen zu kurz kommt.

Kommentare Ende
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Andreas Plucinsky · Antwort: 1500,-
Ich sehe das von der Arbeitgeberseite aus: Ganz neue Stelle und nur einige Jahre Berufserfahrung heißt nicht mehr als 1500 €, dazu kommt das wichtige Trinkgeld und später, wenn der Bartender Gas gibt, Spaß an seiner Arbeit hat und für den Betrieb "mitdenkt", kann es mehr werden ...

Abian Hammann
Kommt auch auf die Bar an würde ich sagen. Da gibt es von der Prestige-Bar, über ein Franchise bis hin zur Szenebar deutliche Unterschiede...

Joerg Meyer · Antwort: 1500,-
Ok. ich glaube eine FB Umfrage stößt hier etwas an seine Grenzen, da man seine Identität mit der Summe in Verbindung bringt. Wer gibt schon gerne zu für "weniger" zu arbeiten ... Ich freue mich dennoch über alle Antworten .. bitte ladet Eure Bartender Kontakte zu der Umfrage ein. Danke Jörg

Flo Rian Worüber ich mir bisher keine Gedanken gemacht habe. Vor allem, wenn man hauptsächlich als "Aushilfe" arbeitet.....Interessant wird es die Stundenlöhne von Festangestellten mit denen von Aushilfen zu vergleichen.

Heinrich Senge geht um das erwartete im sinne von realistisch? oder geht es um das " was man eigentlich verdienen müsste"? gut auch, dass unter 1,5 nur einer n kreuz bei 900 macht. somit würde niemand nach hoteltarif arbeiten.

Joerg Meyer Ich würde realistisch bevorzugen. Die Umfrage ist sicherlich umgenau. Es ist ein Auftakt.
ich glaube es gibt eine große Diskrepanz zwischen Bartendern die in freien Bars, meist als Aushilfe für nen Zehner auf die Hand angefangen haben und Menschen, die das hauptberuflich machen und z.B im Hotel arbeiten. Der Tariflohn ist oft sehr gering. Andererseits sind die Vorstellungen von einigen Bartendern was verdient werden kann extrem hoch (siehe 1900 bis 2000 € NETTO ..)

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Zunächst einmal lässt sich bei diesen FB Umfragen keine wirklich ausführliche Frage stellen. Die Kriterien sind nur sehr grob angegeben (mehr Platz lässt Facebook nicht zu). Selbstverständlich gibt es eine Menge von Faktoren die das alles bestimmen. Das Alter und die Erfahrung des Bewerbers, die genaue Art der Stelle, der Verantwortungsumfang, Das Renommee des Lokals, das Trinkgeld, sonstige Vergünstigungen etc.

Ich bin für mich ein wenig aus meine Erfahrungen für Hamburg ausgegangen. Und dennoch war ich feige. Solche heiklen Themen wie Gehalt sind halt schwierig wenn Sie (dank der Profile) nachvollziehbar sind. Wer gibt schon gerne zu, das er für "zu wenig" arbeitet. Ich selber habe 1500,00 € angegeben. Man will ja nicht als geizig gelten. Aber wenn ich ehrlich bin: junger Bartender, ein, zwei, drei Jahre Erfahrung, bewirbt sich im Le Lion? Eventuelle 1500,00 € - Aber ich würde eher 1350,- bis 1400,- netto zahlen. 1300,- wäre da meine unter Grenze. Dadrunter dann Commi, ungelernte Kraft etc. Dabei sind steuerbegünstigte Nachtzuschläge berücksichtig (zu dem ganzen Thema später mehr). Gerne passe ich das Gehalt nach der Probezeit an.

Ich bitte ich nicht falsch zu verstehen. Gehälter sind an Persönlichkeiten gebunden. Wir reden hier über eine Dienstleistungsbranche, in der gute Mitarbeiter das A und O sind. Die Verdienste können WEIT von dem hier genanten abweichen. Wenn jemand zum Betrieb passt und er loyal und langjährig die Treue hält, ist (fast) alles möglich. Und das ist auch gut so. Nur am Ende des Tages müssen wir ja mal irgendwo anfangen. Und mein Anfang ist der sozusagen: Junge Bartender, mit etwas, aber wenig Erfahrung, der sich für einen neuen Job in einer (meiner)  Bar bewirbt.

Ich selber beteilige mich nie am Trinkgeld. Gelegentlich übernehmen die Herren Kappes und Toldi nach einen Trinkgeld reichem Abend die Kosten für mein Abendessen (wir essen gelegentlich zusammen vor dem Dienst) oder spendieren mir den Zehner für das nächtliche Taxi nach Haus. Das schätze ich, auch wenn ich es nicht erwarte. Da ich allerdings auch an einigen Abend die Abrechnung mache, weiss ich durchaus, was wir an Trinkgeld am Abend machen.

Oft um 10%, weniger eher selten. Und ich hoffe meine Mitarbeiter verzeihen mir diese Offenlegung aber im Le Lion, gerade weil auch in diesem Jahr der Sommer nicht so katastrophal schlecht ist, denke ich wird ein Trinkgeld von durchschnittlich regelmässig über 500/600,- € im Monat erreicht. In guten Wintermonaten (hart und lang sei erwähnt) bin ich der Meinung das es bis zu 1000,00 € werden. Darüber denke ich, sind Ausnahmen. Aber nicht unmöglich.

Diese Trinkgeld Offenlegungen sind natürlich ein Graus. In einem Betrieb, in dem ich früher gearbeitet habe, habe die Bartender wenn ich mich recht ersinne 200,- bis 300,- und mehr Mark am Abend gemacht.  Und das kleine Team, das die Bar geführt hat, hat HÖLLISCH aufgepasst, das das eigentlich niemand mitbekommen hat. Die Kollegen aus dem Service nicht, da diese via Tronc am Tip beteiligt wurden und eine "ehrliches" Abgeben die Höhe offengelegt hätte. Die Chefs und Abteilungsleiter nicht, da das Gehalt Übertariflich war und wenn die Chefetage erahnt hätten,  das da mehr als 2500,00 bis 3500,00 Mark im Monat Cash gehen, hätten Sie sicherlich weniger gezahlt (unverschämt diese Chefs, oder?). Und die Steuer wußte davon nichts. Zu dieser Zeit war Trinkgeld steuerpflichtig (ich glaube 200 Mark im Monat waren frei). Das hätte locker mehre tausend Mark Steuern im Jahr bedeutet.

Wenn jetzt also ein junger Bartender für 1350/1400 € netto anfängt und nach einer gewissen Einarbeitung voll am Trinkgeld beteiligt wird, hat er so seine 1800,00 bis 2000,00 € netto. Gemessen an den Lebenshaltungskosten in Hamburg, kann man davon denke ich "gut" Leben. Insbesondere als Single. Eine Familie damit alleine ernähren ist denke ich schwerer. Zum Glück sind Bartender in der Regel, mit Hang zu wiederkehrenden Beziehungsunfähigkeit, Single.

Menschen außerhalb der Gastronomie müssen diese "Netto" Verhandlungen suspekt vorkommen. Sicherlich, die Branche ist anders gewachsen.  Vor noch vielleicht zehn Jahren war es außerhalb von großen Hotel gar nicht anders üblich als Bar, schwarz, auf die Hand zu zahlen. Da wurde man irgendwie angemeldet (Hauptsache Krankenversichert), buchhalterisch wurde dieser gefakte Lohn Bar aus Kasse gezahlt, und man erhielt sein Gehalt am Ende des Monat auf die Hand. Einige kleine Bar agieren denke ich immer noch so. Gerade im "Aushilfsbereich" immer noch Gang und Gäbe. Und das ist oft der Einstieg in die Bartenderwelt. Daher, rechnen Bartender nach wie vor in unverständlichen Nettogehältern. Lohnsteuerjahresausgleich und ähnliche Möglichkeiten werden nicht immer (eher selten?) genutzt.

Es gibt beim Gehalt von Bartendern noch viel zu klären. Arbeitskleidung, sonstige Zuschüsse, Urlaubstage etc. Aber schauen wir uns doch einmal zuerst die "Stimmen" an:

  • 900,00 €  - viele würden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und ich kenne den guten Mann nicht, der diese Antwort gegeben hat, aber mit nicht viel mehr müssen Mitarbeiter in gastronomischen Betrieben in den untersten Stufen des Manteltarifvertrages (MTV) auskommen. Willkommen im Gastgewerbe!
  • 1200,- € von Christina Schneider. Das ist ungefähr das, was man laut MTV mit etwas Erfahrung in Berlin netto ausgezahlt bekommt (ich denke mal LST KL. I ). Und Christina hat durchaus recht. "legale" Bezüge von 1700,00 / 1800,00 und mehr Euro sind wahrscheinlich der Wunsch vieler, bekommt aber in unsere Branche bei Neueinstieg mit wenig Erfahrung so gut wie niemand gezahlt (behaupte ich jetzt mal).
  • Es hat sich über die Zeit der Umfrage eine recht große Fraktion bei um die 1500,- € angesammelt. Wie schon beschrieben, erschient mir das für Hamburg realistisch, wenn auch schon recht gut - 1600,- € ist da ähnlich.
  • Der andere "Block" liegt bei 1700,00 bis 1800,00 € und wie ich behaupte das einige (viele?) derjenigen die das dort angeben haben, dies nicht verdienen (verdient haben). Bei Alter + 30 und vielen Jahren Berufserfahrung sehe ich da kein Problem, aber relativer Neuling ? Die Definition von "Neu" ist hier sicherlich mitentscheidend. Ich finde zwei bis drei Jahre hinter der Bar nicht viel. Zehn hingegen empfinde ich als einen erfahrenen Bartender. 20 schon fast ungewöhnlich. Und vierzig suche ich händeringend. Ernsthaft.
  • 2500,- € war ein Stammgast vom Le Lion den ich schon darauf hingewiesen habe, das ich ihm jetzt testweise die Drinks mit 80% Aufschlag berechne, um in Zukunft solche Gehälter zahlen zu können...
  • Ja, und 3000,- € war Florian Sacharuk vom Mixology Magazin. Ich werte dies mal als ganz niederträchtigen Versuch, um sich bei der Leserschaft (Bartendern) beliebt zu machen. Realitätsverlust ist hier ja hoffentlich nicht zu beklagen, oder?

Also, das Thema bleibt spannend und ich bin noch nicht am Ende. Ich würde mich über Meinungen, Erfahrungen etc. freuen. Auch anonym, solange die gute Form und der Hang zur Realität gewahrt werden. Gerne kann mir auch eine Email geschickt werden, ich werde das dann anonym verarbeiten. Also, Was verdienst Du? Und WIE verdienst Du es? Wo ? Mit welchen Rahmenbedingungen?

Also, ich freue mich auf Erfahrungsaustausch. Und, da Manteltarifverträge Ländersache ist:  Falls jemand einen Tarifvertrag hat, kann er mir den bitte zuschicken?

 

Kommentare

  1. Florian Sacharuk ist Schweizer. Da legt man automatisch andere Maßstäbe an. ;)

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  2. Aber mal im ernst, bei so einer Diskussion geht es doch nicht um Netto oder Brutto, sondern darum, wieviel jemand pro Stunde bekommt. Wäre ich Barbesitzer oder generell Unternehmer, könnte ich wohl kaum noch in den Spiegel schauen, wenn bei mir jemand weniger als 10€ in der Stunde verdienen würde. Das ist absolut unterste Niveau, für weniger sollte niemand arbeiten, schon gar nicht im Dienstleistungsgewerbe.

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  3. Schade das das hier eine anonyme Meinung ist, den hier geht es ja um Meinungen - da sollte man dann auch dahinter stehen. (bei Offenlegungen von Gehältern, Tip etc kann ich anonym ja noch verstehen)

    Aber egal: Es geht ganz eindeutig um Brutto Netto etc weil das ist effektive das was A. Jemand bekommt und B jemand kostet.

    Ich finde Deine Aussage mit dem Spiegel extrem anmassend, da es jenseits jeder Realität liegt. Zehn Euro netto kann je nach Art der Bezahlung, Steuerklasse schon ein extrem hohes Brutto bedeuten.

    Zehn Euro ist ganz sicher nicht unterstes Niveau sonder ein sehr guter Verdienst in unserer Branche.

    Das Problem scheint mir eher das die Branche Dienstleistung überinterpretiert wird. Mit so einer Erwartung bist du eventuelle einfach "falsch" in unsere Branche.

    Es geht nicht darum das Du so ein Gehalt nicht verdienst hättest (gerne auch mehr) - es geht einfach darum das so ein Gehalt oft in keiner weise erwirtschaftet werden kann.

    Und es arbeiten fast alle Bartender (zumindest was offiziell, weiße Löhne angeht) für weniger...

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  4. Bei dem Beruf geht es NIE um den Stundenlohn. Wenn der Job dir Spaß macht, ist es dir egal wie lange er dauert. Wenn ich für wenig Arbeit viel Geld verdienen will, werd ich nicht Bartender, sondern studier irgendwas, so dass ich hinterher mit meinem Metaplan-Koffer durch die Welt reisen kann und Müll erzähle :) Da dieser Beruf mich dann aber ankotzt bin ich froh, wenn ich abends in irgendeiner Hotelbar sitze und der Commi hinter der Bar mit seinem Stundenlohn von 4,50 Euro ( 900 Euro netto / 200 Monatsstunden) mir meine Gin Tonics gibt.

    Mir geht es nicht darum, wie viel ich für das Geld arbeite, sondern ob ich damit auskomme. Also nur um die schwarze Zahl am Monatsende die auf meinem Auszug steht.


    Ich selbst bin noch Auszubildender im Hotel und bekomme einen Nettostundenlohn von ungefähr 1,75 Euro. Und davon muss ich auch im Moment leben. Trotzdem macht der Job mir Spaß.

    lg

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  5. Um das nochmal klarzustellen, Sie können natürlich bezahlen was wollen. Solange für das Gehalt jemand arbeitet ist das ja wohl völlig legitim. Und die Spiegelmetapher war auch überhaupt nicht an Sie gerichtet und somit völlig wertfrei. Es stellt einfach mein persönliches Empfinden dar. Völlig unabhängig davon, wieviel jemand erwirtschaftet, bin ich der Meinung, dass ein Stundenlohn von 10€ für jede Arbeit Standard sein sollte. Dass Sie das als Unternehmer anders sehen, kann ich nachvollziehen aber es ändert eben nichts an meiner persönlichen Meinung. Meine Putzfrau erwirtschaftet, wenn man so will nichts. Dennoch bekommt sie den branchenüblichen Lohn von 15€ pro Stunde. Das bezahle ich gerne und, um zum Thema zurückzukommen, wäre ich in Ihrer Branche tätig, käme ich mir eben bei dem Gedanken, für 7,50 die Stunde zu arbeiten schon ausgenutzt vor. Zumal, wenn man sieht wieviel Geld ich und wohl die meisten anderen Gäste auch, bei Ihnen pro Abend zahle.

    Anonyme Grüße

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  6. Na, dieses Anonym verleiht dieser Diskussion einen schalen Geschmack - sei es drum.

    Um ein paar Fakten klar zu stellen: Ich kann es zwar gefühlt nachvollziehen, das man gerne möchte das jede Form der Arbeit zehn Euro pro Stund netto einbringen sollte, nur ist das wie gesagt weit an der Realität vorbei. Von Standards zu reden ist da ebenso hinderlich. Ein Standard hat in der Regel etwas mit dem zu tun, was sich im Realem durchgesetzt hat. Emotionen hin oder her - Arbeit ist das wert, was Sie erwirtschaftet. Es ist verklärt, sich Mindestlöhne zu wünschen, wenn diese nicht realisierbar sind.

    Darf ich fragen: bekommt Ihre Putzfrau 15 € netto oder "schwarz" auf die Hand? Oder schreibt sie Rechnungen? Ihre Putzfrau erwirtschafte sehr wohl etwas - Sie erkaufen Sich durch diese Freizeit. Wenn Sie selbst einen Stundenlohn von 30/50/100 € die Stunde haben, fallen Ihnen die 15 € nicht schwer. Selbst wenn Sie selbst nur 20 oder 15 € die Stunde verdienen, gönnen Sie sich diese Freizeit als Luxus, weil Ihnen das Putzen eventuelle nicht liegt. Wenn Sie allerdings nur 7,50 € die Stunde netto verdienen muss Ihnen der Luxus schon viel Wert sein (ich kenne viele Bartender die eine Putzfrau haben - Tip sei Dank )

    Ob 15 € in welcher Form nun gezahlt Branchenüblich sind, halte ich für gewagt, eher sogar falsch. Wenn man Damen und Herren der Gebäudereinigung Üblich 15 € netto zahlen würde, würde die Branche vor Bewerbern überlaufen (womit sich dann zwecks Verdrängungswettbewerb der Preis nach unten senken würde)

    Ein Blick in die Branche der Gebäudereinung zeigt, das "Putzen" in der Regel weit unter 10 € netto gezahlt wird. Die 15 €uro netto als üblich zu bezeichnen ist daher ein eingeschränkter Blick. Vielleicht in den guten Altbauwohnungen von sagen ir beispielsweise Eppendorf oder Mitte üblich, aber nicht Normalität.

    Es sei erwähnt das Mitarbeiter des Le Lion nicht zwingend für 7,50 € die Stunde netto arbeiten. Bei der Aufzählung in obigem Text geht es um Berufsanfänger. Und da zahlen wir deutlich über Tarif und deutlich über dem Branchen üblichem. Erfahrene Mitarbeiter verdienen dementsprechend auch mehr.

    Der Umsatz pro Gast wird bei fast allen Gastronomien überschätzt. Das ist nicht weiter schlimm. Le Lion muss, ganz neben gesagt, noch beweisen ob es wirtschaftlich arbeiten wird. Noch hat die Bar keinen müden €uro Gewinn erwirtschaftet. anderes Thema, mein Problem. Ich bin da aber Zuversichtlich.

    Allerdings um auf die von mir sehr geschätzten Gäste des Lokals zurückzukommen. Jedes fünf Sterne Haus in Deutschland wird in der Regel schlechter zahlen. Einen erbärmlichen Tarif. Bei Ihren nächsten Hotel Gin & Tonic denken Sie daran das Ihr Bartender eventuelle unter 7 € die Stunde verdient. Die Anspruchshaltung gegenüber den Angestellte ist Hier in der Regel dabei noch höher. Von den Preisen in solchen Lokalen ganz abzusehen. Bei Sterne Restaurant etc in der Regel noch ausgeprägter. Da arbeiten, gerade Köche, umsonst, für den Namen.

    Le Lion zahlt für mein Empfinden überdurchschnittlich gut und hat auch sonst einige Extras zu bieten. Ich habe lange überlegt, ob ich diese Diskussion öffentlich machen soll, denn Bar wie Le Lion verkaufen Lifestyle und Illusion. Da stören harte Fakten nur, sind unsexy und uncool - schrecken eher ab.

    Aber ich denke es macht Sinn, die realen Bedingungen zu beleuchten. Ein unerklärbares, oder besser gesagt unbezahlbares "Aber jeder sollte zehn €uro pro Stunde netto verdienen" hilft da weniger.

    Gruß

    Jörg Meyer

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  7. Immer wieder höre ich von den Kollegen: OH, wir werden ja so unterbezahlt!
    Ich bin es soooo leid! Deshalb stelle ich immer wieder die gleiche Frage: Ach ja? Was genau machst du denn? Was ist daran so besonders? Was kannst du besonderes, was dich wertvoller macht? Kann dass nicht jeder machen? - Schweigen...
    Im nachhinein ist es natürlich immer leicht sich mit anderen Berufsgruppen zu vergleichen: Die Ärzte verdienen ja viel zu viel!
    Nunja, die studieren ja auch ihr halbes Leben, was wiederrum ein vermögen kostet. Wenn du mehr bezahlt kriegen willst, tu etwas dafür. Werde zu einer Person die nicht so leicht austauschbar ist. Wir Gastronomen, vor allem im Anfangsstadium sind nunmal sehr leicht austauschbar. Punkt.
    Deshalb gefällt mir auch der Kommentar von Herr Meyer sehr gut, in dem er deutlich macht, dass wenn ein Mitarbeiter mit gewissen Qualitäten und Erfahrungen, auch das dementsprechende Gehalt bekommt.

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