Über den Verlust der Kommentar Kultur - verfluchte Soziale Medien
Früher war alles besser ...
Was waren das für Zeiten. Der Bitters Blog. Stephan Berg startete Ihn Ende 2006. Und kurze Zeit später stieß ich dazu. Die anderen Gast Autoren gaben auf (oder fingen erst nie an). Und Berg und Meyer teilten sich den Kuchen auf. Büro Süd und bureau Nord wurden gegründet und von dieser Zeit an wurde im Blog alles rund um die Bar besprochen. Es gründete sich eine neue kleine deutsche Bar Szene. Und zwei Jahre lang durften wir uns als deren inoffizielles "Leitmedium" sehen (diesen Begriff habe ich von einem Magazin für die Szenen Gastronomie geklaut, weil er so herrlich übertrieben ist). Zum offiziellen Medium hatte sich das Magazin für Barkultur
Wir schafften gelegentlich Zugriffszahlen von 100 Lesern pro Post. Wo hoo! Aber das tolle an dieser kleinen, eingeschworenen Gemeinde. Diese kleine Kreis kommentiere was das Zeug hält. Da wurden Meinungen ausgetauscht und über Tage besprochen. Es kamen ein paar Blogs hinzu. Mixology war ja eh schon da (und gern gelesen) Christian Niefanger zum Beispiel, Arnd Henning mit dem (ursprünglichem) Bartender Lab. Man sprach von den "Bar Blogs"
Es kamen mehr und mehr Blogs dazu. Es traten Änderungen ein. Stephan und ich stelten den Bitters Blog ein, und mit der Zeit veränderte sich das ganze. Heute gibt es viele Blog von Bartender oder Connaisseuren - aber immer seltener bemühe ich meinen Google Reader diese anzusteuern. Ein bischchen ist die Luft raus. Überangebot? Oder einfach mein veränderter Fokus?
Gefühlt befasst sich heute nahezu jeder Post mir Produkt Vorstellungen (oft auch nahe an der PR), deren Verkostungen und der Berichterstattung über irgend welche, manchmal langweiligen, Events von Spirituosen Firmen. Sicherlich, es gibt Ausnahmen. Gut so. Aber in der Summe ist die Luft raus. Bar Blogs ade ...
Die Szene ist tot, es lebe die Szene.
Und "unser" Online-Verhalten änderte sich. Es kamen viele Social Media Accounts dazu - allen voran FACEBOOK. Dort findet heute ein Großteil des Ausstausches statt. Und das ist in der Regel recht unterhaltsam.
Und dennoch, gerade ist es mir wieder bei der Artikelserie "Was verdient ein Bartender..." aufgefallen, hat das auch seine schlechten Seiten . Es gilt den Verlust der Kommentar Kultur zu beklagen. Der Verlust des digitalen Diskurses - fern ab von "I Like" und drei Sekunden Interesse. Kurz: Egal auf welchen Blog man schaut - die Kommentare fehlen.
Und auch bei der Serie "Was verdient ein Bartender" erhalte und lese ich auf Facebook Kommentare und Stellungnahmen mit fantastischen Meinungen. Aber diese Meinungen werden untergehen. Für immer verloren, für Minuten auf Facebook wichtig - das wars. Dann wieder weg. Was für ein großer Verlust!
Ich würde mich freuen, wenn die Damen und Herren die in den vergangenen Tagen so tolle Kommentare zum Thema auf Facebook verfast haben, diese hier unter den Posts als Kommentare posten würden. Sie sind es wert zu lesen. Tolle Geschichten und Meinungen - eine echte Bereicherung für meinen eindimensionalen Blickwinkel.
Meine Bitte. Kommentiert wieder in den Blogs ( Und am wichtigsten natürlich in meinem!). Es geht sonst soviel verloren. Und diejenigen von Euch, die mir so großartige Emails zum Thema geschrieben haben, setzt Sie Bitte als Kommentar in den Blog. Ich wünsche mir den Diskurs. Nur braucht der Struktur. Kommentare im Blog sind struktiert, nachvollziehbar und bleibt erhalten. (keine Angst, wenn man sich anmeldet, kann man diese auch bearbeiten und löschen, falls man nach einem Tag doch nicht mehr so glücklich drüber ist)
Blogs leben von Kommentaren. Heute erreichen meine Post auf jrgmyr.com bei guten Post 500 und mehr Leser am ersten Tag. Bei Verdienstoffenlegungen bin ich bei fast 2000 :) in den ersten 24 Stunden. Und fast kein Kommentar weit und breit. Verstreut über soziale Medien, findet man diese überall. Und Sie sind es wert gelesen zu werden. Also, Zeit für einen Diskurs...
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Ein kleines Edit: Es gibt natürlich auch einige großartige, teils neue, Blogs. Dazu in Kürze mehr.
Ich bin nie ein Freund der Blogs gewesen, sie waren mir zu speziell, zu individuell, zu elitär, in mir machte sich ein Gefühl breit, das ich nur sehr diffus und schemenhaft als "antidemokratisch" betiteln könnte. Nicht umsonst hat sich der Begriff von Geek und Nerd, der nach der grandiosen 80er Jahre TV Series "Trio mit 4 Fäusten" durch den schrillen Charakter "Murray Businski" seine Adelung fand, inzwischen auch jenseits der Informationtechnologie etabliert. Aber wer sich die Figur vor Augen hällt: Wer will schon so sein, wie der?? So gesehen liegt hier natürlich der Segen und das Stigma von Facebook. Es ist ein Medium, das ich in vieler Hinsicht als Urdemokrtaisch empfinde, allerdings genauso schnelllebig ist. Das Wesen der Zeitschrift, so wie sie es einmal Gegeben hat scheint gänzlich verloren gegangen zu sein. Ich selber bin tatsächlich zu faul an einem Tag mehrere Blogs abzurufen, Facebook ist schneller und vor allem: Unkomplizierter. 1x anmelden, alle(!) erreichen. Darüberhinaus liegt es ja an jedem selber ob er Willens ist hier zu kommentieren. Warum nicht einfach den "I like Button" abschaffen und gegen "I am in need to say something" daraus machen. Selten mangelt es an Möglichkeiten, die Leute scheinen mir zu bequem....wo stand noch: Der geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach?? Jan Zabel/Bellini Lounge Berlin
AntwortenLöschenHE HE - na gut ... Dein Kommentar auf Facebook zum anderen Thema war aber absolut Lesenswert...
AntwortenLöschenHallo Jörg,
AntwortenLöschendanke das Du mich per Mail auf diesen Artikel aufmerksam gemacht hast. Und das meine ich nur ein bisschen sarkastisch, denn er hat Recht der Herr Meyer, ich habe es auch schon auf meinem Blog angeklagt und von allen Seiten recht bekommen, aber geändert hat sich nach diesem Aufwallen nichts... und genau das ist Schade. Denn es ist ein Grund, warum ich zur Zeit eher demotiviert bin, etwas auf meinem Blog zu posten. Denn der Kommentar ist das Salz in der Suppe, der Lohn für die manchmal mühsame Recherche oder das oft lange Überlegen für eine bestimmte Formulierung, damit man einem altgedienten Idol der "Szene" nicht zu sehr auf die Füsse tritt...
Ich habe direkt zwei "Blogs", das eine ist als Informationsbörse für den "Entverbraucher" und wird von Bartendern eher wenig gelesen, hier wird neutral und manchmal auch werbewirksam über Produkte, Events und dergleichen rund um das Thema Getränk veröffentlicht, mit dieser Plattform verdiene ich auch ein bisschen Geld, nicht soviel, dass ich davon Leben könnte, aber soviel, dass es Spaß macht, das Ganze auch auszubauen. Der andere Blog spiegelt als echter Blog meine Meinung wieder, meine Meinung zum Thema Getränke, Bartender und Barszene. Gerade für letzteren, der werbefrei bleiben wird, bekomme ich nix, nada, niente, außer Kommentare. Und die kommen selten bis nie. Wenn sich dann mal ein Kollege herablässt zu kommentieren, dann ist das direkt ein Motivationsschub.
Ich selber habe zunächst auch versucht, brav jeden Artikel zu kommentieren, den ich gelesen habe, ganz nach dem Facebook-Motto "I like", doch auch das ist weniger geworden, weil soviel man als Beispiel auch vorangeht, es zieht kaum einer mit.
Stattdessen habe ich mir ein spannendes Wortgefecht auf Facebook und dem Mixology-Forum geliefert, zum Thema Sternebewertung, auf dem auf einmal kommentiert wurde aus allen Löchern dieser Gemeinde. Menschen, die vor Jahren einen Blog begonnen haben, ihn nie weiter geführt haben und dann doch aufgerüttelt durch eine kleine These ihren Senf hinzugegeben haben. Das war Spaß pur! Und aus meiner Sicht hat es gezeigt, das der Funken immer noch in der "Szene" ruht, aber im Facebook-Zeitalter immer nur einmal aufglimmt.
Mir ist es dabei egal, lieber Herr Meyer, ob mein Post nun von 500 oder mehr Leuten gelesen wird, ich schreibe nicht dafür, denn wenn ich dafür schreiben würde, dann könnte ich auch auf die Steigerung meiner Leserzahlen achten, damit ich meinen Wert steigere um dann daraus wieder finanzielles Kapital zu schlagen. Aber mitnichten, das ist nicht Ziel und Motivation meines Blogs. Es geht mir auch nicht um Informationen zum x-ten Rum oder Event, es geht mir um Diskussion, um Kontroversen um Wortschlachten, weswegen ich den Bittersblog verschlungen habe, und mich zwischendurch auch kurz getraut habe, mein kleines Licht hinzuzugeben.
Ich habe den Glauben an die Gemeinde der Blogleser für die Sparte Bar noch nicht aufgegeben (denn, um Sie zu zitieren, Herr Meyer: DIE Barbloggerszene gibt es nicht mehr). Es wäre toll auch mal von Kollegen zu lesen, die keinen eigenen Blog haben, die mal ihre Meinung kund tun und nicht einfach nur mit dem Strom schwimmen. Diskussionen, vor allem strukturierte, befreien den Geist und zeigen wie stark eine Szene ist...
Kommentar
AntwortenLöschen#sehr gut ....
AntwortenLöschender Herr Meyer vermisst Kommentare also...
AntwortenLöschenwenn auch wohl nicht immer meine Kommentare, die Zustimmung ihrerseits fanden, so waren sie doch wenigstens als Aufmerksamkeit zu verstehen oder zuweilen auch halt eine andere Sicht der Sache.
Doch so manch Blogbesitzer, wenn auch definitiv Sie nicht, fühlte sich auch stets angegriffen wenn man mal nicht in seine Posaune mitblies.
Ich persönlich mochte unsere damaligen Kommentarschlachten, aber auch das verstanden viele nicht...
"Boah Du und der Meyer - ihr könnt ja nur zweier Meinungen sein und immer streitet ihr..."
Puh was für Weicheier - da manchmal sich mukierten, ich persönlich sehe den Kommentar, aber auch die innige Diskussion, als ein wichtiges Zeichen der wahren Verständigung und nicht das stille abnicken der grasenden Schafherde.
Herr Meinke, das stimme ich, ausnahmsweise, völlig zu :-)
AntwortenLöschenDa bin ich Ihrer Meinung, Herr Meinke, aber das sieht ja schon viel zu einig aus...;-)
AntwortenLöschenIch mich dann auch mal als stiller Mitleser zu erkennen geben. Einige werden mich aus dem C&D Forum kennen, einige wenige vllt. sogar durch meinen Blog Mixed and Finestrained, den ich vor kurzem erst gegründet habe.
AntwortenLöschenIch sehe die Sache wie Mike. Gerade Kontroversen machen für mich erst den interessanten Blog aus. Manchmal lese ich Posts und denke mir schon so "na da hat er ja was losgetreten, das muss ja ne regelrechte Kommentarschlacht auslösen" und dann kommen da am Ende vllt. 3 oder 4 Kommentare, häufig nur mit Zustimmung. Manchmal traut sich jmd. einen Rechtschreibfehler zu verbessern oder darauf hinzuweisen dass Rum XY noch ein Jahr länger reift als angegeben. Aber richtige Auseinandersetzung mit dem vorgeworfenen fehlt vielfach. Die Leute fressen einfach, denken vllt. "was war das denn?", aber sagen nichts.
Wie gesagt, seit neuestem blogge ich mit und bemerke anhand der Seitenaufrufe auch, dass schon einige mitlesen, das freut mich, aber natürlich findet man es schön, wenn dazu ne Rückmeldung kommt, ist ein bisschen wie früher in der Schule. Wenn man da nen Text abgegeben hat und das Gefühl hatte, der ist ganz gut geworden, dann wartete man auch schon auf das Statement der werten Lehrkraft und gelegentlich drüber diskutiert.
Im C&D Forum gibt es diese Diskussionen, aber vieles verschwindet doch auch in den unendlichen Weiten der Threads. Ein Blog ist etwas persönliches. Aber es gilt hier statt "Nur gucken - nicht anfassen!" definitiv: "Wer guckt darf gerne auch was dazu schreiben!". Jeder steht doch hinter seinem Geschriebenen, er sollte es also auch gut verteidigen können. Darum gibt es für mich keinen Grund dieser Welt, dies nicht auch mal herauszufordern, wenn ich anderer Ansicht bin.
...sagte er, und muss sich nun den Vorwurf anhören, selbst gerade erst den ersten Kommentar geschrieben zu haben. Richtig. Aber ich bin noch recht neu dabei und bisher wollte ich mich in andere Blogs erstmal einlesen. Auch wollte ich ein "mit der Tür ins Haus", wie im C&D, dieses mal vermeiden.
Nun aber wurde mit diesem Artikel mehr als deutlich gemacht, dass die Kommentare fehlen, dass das ein Missstand ist und dass sie ausdrücklich erwünscht sind. Ich nahm dies zum Anlass, das nun auch zu tun.
Beste Grüße,
Flo oder TigaLina
Fehlt da doch ein "möchte" gleich im ersten Satz ;)
AntwortenLöschenJa, da bin ich ja mal gespannt, wieviele hunderte Kommentare zu den letzten paar Hundert still gelesenen Artikeln kommen...;-)
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenHallo Joerg also erstmal möchte ich mich beschweren das der GSA-Blog gar nicht genannt wurde ;-)
AntwortenLöschenAber zurück zum Thema. Ich glaube das liegt das es eine große Zeitlang einfach auch ein Überangebot an Blo(ck)gs gab. Da hat man dann irgendwie auch den Überblick verloren wo man überhaupt noch raufgehen soll. Dann auch kommentieren, das geht dann glaube ich verloren! Obwohl ich das natürlich selber auch schade finde.Bei uns auf dem Blog sieht es Ja auch nicht anders aus. Da gibt man sich richtig mühe, macht gleich noch einen Workshop aus dem Artikel und gibt dafür selber noch Geld aus weil man sich von der Industrie nicht bestechen lassen will und!?! Was passiert? Reaktionen gleich null!
Ich glaube genau aus diesen Grund sind einige der hoffnungsvoll gestarteten Blogs indesssen such schon wieder eingeschlafen! Schade drum.
Also Leute nicht nur lesen sondern auch kommentieren! Dann ergeben sich spannende Kommentarschlachten wie bei Meinke und Meyer, immer wieder lesenswert!
LG
Thorsten