Was verdient ein Bartender …? Teil 4 . Zwischengedanken: Wir verkaufen Illusionen - wir sollten uns Ihnen aber nicht hingeben. Wach auf - und heul nicht rum...

Heute/Gestern erhielt ich einige eMails auf meine letzten drei Beiträge. Und Anrufe. Und es gab zwei, drei persönliche Gespräche.  Zum einem mit Bartender Kollegen oder Bekannten aus unserer "Branche".  Zum anderen mit  Gästen des Le Lion. Facebook sei Dank, habe ich nunmehr auch viele Gäste als "FB-Kontakte" (in den ersten Jahren waren es eigentlich nur Bartender). Und diese geschätzten Gäste waren eigentlich der einzige Grund, warum ich kurz gezögert hatte, so Detailreich über Verdienste, Tip und meine persönlichen Bezüge zu schreiben. Warum? Nun, unser "Geschäft" ist es, Illusionen zu verkaufen. Ware, Drinks etc. sind nebensächlich. Die Illusion, das was in den Köpfen der Gäste vorgeht, ist das Entscheidende. Atmosphäre, Gästemix etc. kommen hinzu.  Und da sind so reale Fakten irgendwie "unsexy" ...einfach nicht cool. Wenn Geheimnisse gelüftet werden, nimmt es uns ein wenig von unseren eigenen Interpretationen von der Sache.

Die Bar ist Illusion. Bühne. Jeden Abend führen wir unser Stück auf. Wir verkaufen unseren Gästen Lifestyle und Urbanität. Dank uns und unserer Bar ordnen Sie sich selbst in Ihrer gewünschten Nachtwelt ein. Sie brauchen uns, als Sparringspartner, um Ihre Wünsche und Vorstellungen wahr werden zu lassen. Und auch unsere Gäste leben sicherlich ein Stück weit in einer Illusion. Gut so.

Da wird eventuelle doch noch mal das Outfit vor dem Bar Besuch gewechselt. Den schließlich möchte man sich im Nachtleben doch gerne anders darstellen als auf dem heimischen Sofa (gut so ...)

Der andere Gast kauft prestige Champagner und platziert gekonnt bei der Rechnung seine  Platinum American Express. Gerade so, das es nicht platziert aussieht, es aber doch jeder am Tisch mitbekommen hat.

Der Connaisseur braucht seinen Platz an der Bar, braucht das Fachgespräch mit dem Bartender um sich, insbesondere auch bei seinen Gästen, als wissend und dazugehörig darzustellen.

Derer Beispiele gibt es viele. Und deshalb liebe ich meinen Job. Deshalb liebe ich meine Bar. Deshalb interessiert es mich herzlich wenig was ich aktuelle mit der Bar verdiene. Den ich habe den interessantesten Beruf der Welt in einer der schönsten Bars. Die bunteste Mischung von interessanten Gästen kommt Nachts zu uns in die Bar und wir spielen uns alle ein wenig Theater vor. Auf hohen Niveau selbstverständlich, ich bitte Sie!

Ich liebe das. Das macht Großstadt für mich aus. Glauben Sie mir, eine Bar in der nur Millionäre verkehren ist wahrscheinlich der langweiligste und erbärmlichste Ort der Welt. Aber ein gewisser Anteil ist gut für's Bühnenbild. Der Mix machst. Und die Illusion. Es lebe die Nacht.

Deswegen ist der Bartender ein  Held. Der Millionär, und auch der daneben sitzende Hochstapler bewundert Ihn. Denn am Ende des Tages brauche Sie alle in den Großstädten dieser Welt Ihre Bühnen. Ohne die Bühnen, unsere Bars, wäre Ihr Leben um den eigentlichen, oft einzigen Teil der es interessant macht, ärmer.  Und der Bartender herrscht über diese Bühne, die sie alle brauchen und suchen. Er ist der Held der Nacht.

Nur die Bezahlung ist nicht immer "Heldenhaft", das wird hier langsam klar.

Aber hat Superman das für das Geld gemacht, oder für die Ehre?

(von der Frau ganz zu schweigen)

Und die besten unserer Branche schalten in den Nachtmodus und kommen nur ganz selten wieder daraus hervor. Und das ist eine kleine Gefahr. Wir  verkaufen Illusionen, wir inszenieren Sie, nur müssen wir Gelegentlich den Weg in die Realität zurückfinden.

Wir leben nicht das Leben unsere Gäste. Gerade auch deswegen, weil wir es uns nicht leisten können. Unsere Gäste auch nicht immer. Anderes Thema. Nur wir sehen Ihre Momentaufnahme, der Abend an dem Sie den 300 € Champagner trinken, mehrmals am Abend und laufen Gefahr, diese Situationen als normal hinzunehmen.

Wir leben in der Nacht. Wir haben das Privileg dieses traurige nine to five Leben zu umgehen. Da am Endes des Tages allerdings irgendwann die Miete gezahlt werden muss, müssen wir uns von Zeiten kurz aus unserer Welt, der einzig wahren, in dieses erbärmliche Tag-Leben herab lassen.

Ein gelegentlicher Tag in der Realität ist angebracht. Rechnungen bezahlen, sein Privatleben organisiert bekommen etc. Und den Weg planen. Bartending ist einerseits knochenharter Job. Andererseits die Krone des überhaupt möglichen. An diesen hellen real Tagen,in der Regel der zweite Tag frei (den ersten hat man erschöpft auf der Couch verbracht) nimmt man ein spätes Frühstück im den Cafés seiner Stadt, und denkt sich: wo will ich hin damit?

Mache ich diesem Job mit 30, 35, 40, 45? Wie mache Ihn dann, was mache ich dann, was verdiene ich dann?

Von Zeit zu Zeit sei das empfohlen.

Ich treffe eine Menge Bartender auf den unterschiedlichsten Events und es gibt viele Gespräche beim Abendlichen Gin & Tonic. Und, unter uns, einige, nicht zu wenig, sind unzufrieden. Gefrustet.

Wenn ich mir die Reaktionen auf das Thema Gehalt so anschaue, ist der Verdienst oft vordergründig das ausschlaggebende Argument. Aber eigentlich nicht wirklich. Irgendwie sind diese geschätzten Kollegen mit sich und Ihren Leben nicht zufrieden (sehr zum Leidwesen ihrer Kollegen, und leider auch der Gäste). Sie machen Ihren Job, ein wenig von oben herab, den eigentlich wissen Sie ja eh schon alles, und sind die unerkannten Stars. Die Diven, die doch eigentlich ganz anders anerkannt gehören, die missverstanden, nicht entdeckt, falsch entlohnt sind. Aber irgendwann werden Sie es uns zeigen...

"Wach auf!" möchte ich da gerne oft als Antwort geben, doch es bleibt in der Regel beim "Cheers" und einem weiteren Gin &Tonic.

Bartending ist für mich ein fantastischer Job. Und auch für die kurzweilige Bespaßung, das unbedarfte Leben, ist es ein großes Vergnügen. Da gibt es die Geschichten von den Bartendern eines Berliner Nachtclubs die Donnerstag, Freitags, Samstag so viel Trinkgeld machen, das Sie immer Sonntags direkt von der Arbeit zum Flughafen fahren, ein Last Minute in die Sonne und zur Party buchen, und Donnerstags mittags zurück zur Arbeit erscheinen.

Man kann eintauchen in die Partywelt der Schönen und Reichen, Herr der Bar auf Sylt, oder den exklusiven Skigebieten oder sonstigen europäischen High Roller Metropolen werden.  Man kann dort eine Menge Geld verdienen. Unser Job ist international, deutsche Bartender werden in der Regel gerne weltweit eingestellt. Die Kellnerin in den Top Casinos in Las Vegas liegt Gerüchten zu folge bei einer viertel Millionen Dollar Trinkgeld im Jahr. Die guten Show Bartender dort verdient weit mehr.  In der Flair Branche bekannt, habe sich einige der Größen dort von den Competitions und dem anderen Spielkram verabschiedet und widmen sich in Las Vegas einem ganz zentralen Thema: richtig viel Geld verdienen.

Es gibt viele Parallelen zum Showbusiness - und daher muss man es eventuelle Verzeihen, wenn sich einige Bartender irgendwann mit gewissen Starqualitäten a la Showbusiness wahrnehmen. Und vielleicht auch eine dementsprechende Behandlung unterschwellig erwarten, zumindest aber auch eine diesen Ansprüchen angemessene Bezahlung.

"Wach auf!"

Alles ist möglich in unserer Branche, nur nicht alles zusammen. Daher sollte diese späte Frühstücks-Überlegung durchaus einmal ernsthaft verfolgt werden. Was mache ich mit 40, 50, 60? Wie geht es weiter ? Kennst Du heute einen Bartender um die 50, 60 ? Es gibt Sie, zum Glück. Aber wenige. Du kannst selbstverständlich weiterhin dein kurzweiliges Leben führen, nichts spricht dagegen. Nur nerve Deine Kollegen und Gäste dann nicht mit deiner latent unterschwelligen schlechten Laune.

Wenn Du viel Geld verdinene möchtest hättst Du enventuelle in jungen Jahren auf das schnelle Geld verzichten sollen und diese langweilige Akademische Laufbahn einschlagen sollen. Ist kein Garant, aber die Wahrscheinlichkeit ist höher. Aber irgendwie war es doch auch cool mit zwanzig viel Geld in der Tasche zu haben, im Vergleich zu Deinen Bekannten an der Uni, oder?

Also, heul nicht rum. Du bist dein eigener Schmied. Und hast den besten Job der Welt. Mach was draus!

Du brauchst einen Plan. Und um diesen umzusetzen, da ist dann die Grenze bei vielen erreicht, brauchst du Geduld. Du musst langfristig planen. Aber, "Wach auf", erschaffe die Illusion, aber gibt dich Ihr nicht hin, mache Deinen Plan, verfolge ihn ausdauernd.

"Wo siehst Du dich mit 50, 60 ?"

---

Fußnote: Mario Zils hat einen Link zu einem Artikel von Charles Schuhmann von 1984 entdeckt. Lesevergnügen. 27 Jahre später macht das immer noch Sinn.

Kommentare

  1. Guten Morgen Herr Meyer,

    ich habe einen langweiligen nine to five Job, und auch die noch langweiligere Akademische Laufbahn absolviert. Aber ich wollte einmal Danke sagen, das Sie mit Ihrer kleinen Serie "Was verdient ein Bartender" mir eine weiteren kleinen Einblick in das Barleben geben. Mich interessieren auch die technischen Abläufe, ökonomischen und monetären Gegebenheiten einer Bar, deshalb fand ich Ihre Serie auch für nicht Bartender gelungen.
    Der erste Abschnitt ist eine gute Umschreibung Ihres Zitates: "Nightbusiness ist ein Battle wer der Coolere ist....". Ich wünsche dem Team des Le Lion eine erfolgreiche Zeit.

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  2. Viele Dank Robert, das freut mich zu lesen. Ich hoffe man verzeiht mir die etwas überspitzte Darstellung des Nine to Five Jobs, aber auch das blog schreiben ist eine Bühne, die Übertreibung ein gern gelesenes Stilmittel.

    Die Serie ist übrigens noch nicht vorbei. je mehr ich mich "warm" schreibe, desto mehr Ideen kommen mir. Sie wird sicherlich noch eigne Posts, Tage weitergehen.

    Danke für den Kommentar nochmals - Team Le Lion wird die Wünsche in Taten umsetzten ...

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  3. Hallo Joerg,

    hochgradig interessant, offen und plausibel. Vielen Dank und weiter so!

    Ich hab' mal eine Umfrage bei Kollegen und Bekannten gestartet, was sie so verdienen. Keiner (ich inkl.) teilt sich mit bzw. ist sogar vertraglich zum Schweigen verdammt.
    Im engeren Bekanntenkreis sieht es mit Hilfe des einen oder anderen zungenloesenden Getraenks etwas besser aus. Da besteht aber auch weniger 'Neidpotenzial'.

    Ich werde weiter mit Freuden deinen Ausfuehrungen folgen meinen kleinen aber ehrlichen Anteil zum hoffentlich nicht zu versteuernden Trinkgeld leisten.

    Beste Gruesse,
    Don

    PS: Wo gehen eigtl. Bartender-Helden hin wenn sie mal ein anderes Theaterstueck auffuehren wollen?

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  4. Hallo Herr Meyer,

    ein wirklich interessantes Thema "Was verdient ein Bartender". Auch das der beschriebene Weg, vom Anfänger zum erfahrenen Bartender, dargestellt wird. Wie aber ein angemessenes Gehalt auszusehen hat, ist dennoch Regional entscheidend. Ich denke, dass man hier die Sache auch Regional anpassen und anders vorstellen sollte. Vergleicht man die Verdienstmöglichkeiten von München mit Berlin, dann würde wahrscheinlich ein jeder nach München gehen wollen, unabhängig mal vom Trinkgeld. Was aber unter dem Strich bleibt, nach allen verpflichtenden Zahlungen, ist etwas ganz anderes, nämlich nicht mehr oder weniger als anderswo.
    Womit ich aber mit dem heutigen Post nicht ganz so übereinstimme ist, dass wir Illusionen verkaufen. Seit 20 Jahren bin ich nun schon dabei und das nach wie vor mit Liebe und Leidenschaft und ich darf mit Recht und Stolz sagen, dass das Feedback der Gäste ein besonderes ist, da ich der Meinung bin, keine Illusion zu verkaufen. Illusion bedeutet Täuschung und das liegt mir persönlich fern. Mit Aufmerksamkeit, Beratung, Persönlichkeit, Ehrlichkeit, Gastgeber und die Gäste dabei auch durch einen Abend zu führen, kann ich für mich nicht in den Mantel der Illusion einwickeln.
    Sicher ist die Bar eine Bühne, für mich aber nicht die der Illusionen, vielmehr eine Bühne der Möglichkeiten für meine Gäste und deren Wohl.
    Bin auf weitere Beiträge gespannt. Wünsche einen schönen und erfolgreichen Abend. Cheers!

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  5. Werter Bargeist,

    vielen Dank. Ich stimme ihnen zu. Das Thema Gehalt ist schwierig, fast leidig, und von vielen Faktoren Abhängig. Ich kann nur von Hamburg sprechen. Wenn Mario Ziels (via Facebook) mir sagt das er 1994 mit 2200,- Mark Netto und ca. 80 Mark Tip am Abend angefangen hat, war das sicherlich schon sehr gut.

    Zum Thema Illusionen. Auch da gebe ich Ihnen recht. So ein "Artikel" will natürlich auch immer etwas "überspitzen" um den Kern der Aussage auszudrücken. Aufmerksamkeit, Beratung, Persönlichkeit, Ehrlichkeit, Gastgeber sein sind wichtige Faktoren in unserer Branche. Aber ein kleine neig Illusion gehört auch in Ihrer Bar dazu. Gäste wollen eine andere Welt erleben. Daher die Bühne. Vielleicht ist das Wort Illusion da etwas unglücklich gewählt. Aber wir verkaufen sehr viel mehr als gute Drinks

    Cheers

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  6. *
    o
    Herr Meyer, sehr interessanter Artikel, zugegeben, sehr aktuell, vor allem für mich.
    Meines Zeichens Student und Barnerd, gefährliche Mischung. Obwohl man sich schon mehrmals vorgenommen hat das Studium nicht unter dem vermeintlichen "Nebenjob" leiden zu lassen, hat doch schon das ein oder andere Mal mit dem Absprung geliebäugelt.
    UNd das Studium leidet immer unter der Bar, wenn man versucht sie ernsthaft anzugehen.
    Trotzdem versucht man sein Studium "durchzuhalten" und in meinem Fall einen Beruf zu finden, in dem man beide Leidenschaften verbinden kann. Dass ich mir den Beruf später einmal selbst erschaffen muss, davon gehe ich aus. Ohne die Bar geht es nicht. Punkt. Nur mit ihr? Bisher noch nicht. SIcherlich auch wegen dem lieben Geld. Als 400€ Kraft und auf Caterings verdiene ich Geld, dass ich so als Festangestellter nicht erwarten kann. Ein Hoch auf die studentische Steuerbefreiung.
    Bafög und ähnliches kommt da noch dazu.
    Die Frage "Was mache ich mit 40, 50, 60?" ist für mich sehr aktuell und stelle ich mir fast jeden Tag.
    Die Angst vor dem "Abrutschen" in die Bar hat mich vor kurzer Zeit davon abgehalten mein Studium in eine größere Barstadt zu verlegen, da mir klar ist, dass ich da eh nicht mit einem akademischen Abschluss rauskomme.
    Der Plan sieht vor den Bachelor erfolgreich abzuschließen und danach ein halbes Jahr, Jahr hinter der Bar zu verschwinden. Wenn ich dann noch einmal den Weg zum weiterführenden Studium finde, weiß ich, dass mein Leben nicht voll und ganz von der Bar bestimmt sein wird. Trotzdem steht als nächstes die IHK Prüfung zum Restaurantfachmann auf dem Plan. In den Semesterferien, versteht sich.
    Weil man will sich ja wewiterqualifizieren...weiterkommen...an der Karriere basteln. Mit der Bar wird sie auf jeden Fall zu tun haben. Das ist der Sog, den sie ausübt. Die Möglichkeit den vielleicht besten Job der Welt zu haben. Jeden Abend aufs neue und dadurch vielleicht auf eine rosige Zukunft zu verzichten.
    Eben die Illusion, die sie angesprochen haben. Tasting hier, Klassenfahrt da. Nette Kollegen, legendäre Abende...Der Student hat es da nicht mehr leicht, sich auf Baugeschichte oder Stilanalyse mittelalterlicher Buchkunst zu konzentrieren.
    Alles in allem eine nicht leichte Situation.....man wird sehen, was die Zukunft bringt.
    Danke für den Artikel. Nicht nur für mich wird er zur Zeit und in Zukunft sehr aktuell sein.

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  7. Aufgewacht durch eine "schmierige" Werbemail des Herrn Meyer hat ich gerade der Kommentarvirus gepackt:

    Ich habe seit Jahren beides: einen langweiligen nine to five Job und am Wochenende halt noch das Barkeeping in einer Diskothek, in der Woche dann noch ein bisschen bloggen, Barzirkel und dann noch drinkmix, das ich versuche durch all diese Aktivitäten in ein profitables Unternehmen zu wandeln.
    Ich komme auf im Jahresschnitt 80h pro Woche an Arbeit und das alles nur, weil mir schon während des (nie beendeten, weil Gastro-Junkie geworden) Studiums bewußt wurde, das man mit meinem Herzblut nicht so viel Geld verdienen kann, und schon gar nicht hier im Westen, als das ich davon angenehm Leben kann.

    Wenn wir hier von Offenheit reden, Herr Meyer, ich arbeite als Teamleiter in Vertriebsinnendienst, mit 11 Jahren Berufserfahrung, habe Anspruch auf 24 Tage Urlaub, verdiene rund 2600€ Brutto und habe mir das sehr hart über viel Arbeit und Engagement (was in dem Job, MEHR Arbeitszeit heißt) erarbeitet. Wenn ich den gleichen Betrag als Bartender/Barchef hier im Westen verdienen würde, bei rund 50 Wochenstunden, würde ich sofort wechseln.

    DOch halt, das waren ja Bezüge auf die letzten drei Artikel, Herr Meyer. Denn Tenor hier ist ja: Wacht AUF!! Und ich setze hinzu: Lasst die Drogen weg! Der Job des Bartenders ist knochenhart und doch, wer einmal Blut geleckt hat, wird davon nie wieder loskommen, und wenn er nur in der Peripherie herumscharwenzelt, so wie ich. Ich mag meine WOchenenden hinter der Theke und auch wenn mein direkter Freundeskreis mittlerweile KOMPLETT aus Bartender oder der Barindustrie besteht, bin ich froh, das meine Lebensgefährtin mich sogar noch unterstützt.

    Wie lange ich den Job machen möchte: Am liebsten ein Leben lang!
    Realistisch: noch maximal 8 Jahre bin ich körperlich dazu in der Lage und ich bin schon auf dem Weg, mit eine zufriedenstellende Alternative aufzubauen...

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  8. Lieber Jörg,

    bisher waren deine FB-Meldungen und die Blog-Updates vie Google Reader für mich eine willkommene Erinnerung an eine Zeit die mich sehr geprägt hat.
    Und jetzt lese ich einen sehr treffenden, sehr ehrlichen Beitrag von dir, der ziemlich genau formuliert, was mich sehr geprägt hat!

    Meine Liebe zur Gastronomie, zum "Bedienen", zum Auftritt vor dem Gast war immer auch ein großes kleines bißchen Narzissmus und "Schaut her".

    Und ich habe es genossen.
    Doppelschichten? Her damit!
    14 Tage ohne freien Tag? Hier bin ich!

    Und zwischendrin habe ich gelitten wie ein Hund! Die Perspektive fehlte, an Feiertagen musste ich von den Familienfesten früher weg oder bin nachgekommen, Silvester habe ich nach 5 Jahren Beziehung das erste Mal mit meiner Freundin zusammengefeiert.

    Daher war mein Schritt aus der "klassischen Gastronomie" in die Handelsgastronomie damals ein krasser, hat mich viel Überwindung gekostet und mir auch viele verächtliche Kommentare eingebracht.

    Dafür sitze ich jetzt in einer Provinzstadt mit ner 37,5 Stunden Woche, jeden Sonntag frei, Feiertage sowieso, wenn Verdi sich durchsetzt bald 36 Urlaubstagen.

    Und es fühlt sich gut an. Die Perspektive ist da, verheiratet und Kind. Mehr geht nicht.

    Spiessig, ja. Aber spiessig gut.

    Und dennoch; manchmal fehlt es mir, nach einem brummenden Meeresfrüchteabend, verschwitzt und müde, an der Bar im Le Lion zu sitzen und das Gefühl zu haben zu einer ganz besonderen Menschengruppe zu gehören und gerade eine richtig gute Vorstellung gegeben zu haben...

    Ich hoffe, dass ich bei meinem nächsten Besuch in Hamburg eine kleine Erinnerung an dieses Gefühl erhaschen kann. Besuch im Le Lion ist eingeplant...

    Beste Grüße aus Braunschweig,

    Christian

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  9. Florian, Jörg, Christian, vielen Dank für Eure offenen Kommentare.

    Don Berger, da wir uns früher die Nächte im Cafe Paris / Bon Lion gemeinsam um die Ohren gehauen haben und aus dem gleichem Holz geschnitzt sind (Kellner Holz, ganz stark ausgehärtet) freue ich mich endlich mal wieder von dir zu hören. Freut mich sehr, das die Kötböller und Co Jungs und Du so gut zusammen passen.

    Dafür, das Du hier (in meinem BLOG) Gewerkschaften öffentliche lobpreist gehörst Du selbstverständlich erschossen.

    Team Le Lion freut sich, Dir bei einem Gin Tonic eindeutig das Gefühl zu geben, nicht mehr zu einer ganz besonderen Menschengruppe zu gehören, Aber hey - Superman wäre bei 36 Urlaubstagen auch schwach geworden ;-)

    Beste Grüße

    Jörg

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  10. So ein guter Artikel, der mir einen Einblick darauf geworfen hat, wie ich in der Zukunft verdienen kann... Leider ist das für mich am Tage unmöglich

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