"Steuerfalle" Trinkgeld- Trinkgeld kann steuerpflichtig sein - Gefahr für Gastronomen und Bar Betreiber

In meiner Artikelserie "Was verdient ein Bartender" habe ich mein, und die Gehälter unserer Bartender "offengelegt". Ebenso habe ich darüber geschrieben, welche Trinkgelder in unserer Bar verdient werden. Im Vorfeld habe ich mir erlaubt zu recherchieren, wie die aktuelle Steuersituation in Bezug auf Trinkgeld aussieht. Gemeinhin gilt: "Trinkgeld ist Steuerfrei". Doch Vorsicht, das könnte sich als gefährliches Halbwissen herausstellen. Was gerade größeren Gastronomen und Hotelier eventuelle zu hohen Nachzahlungen verpflichtet.

Wer sich in das Thema einließt, wird feststellen, das Trinkgeld fahrlässig seit dem 1.1.2002 als "steuerfrei" gesehen wird. Wenn ich mich recht eingelessen habe* ist dies allerdings nicht richtig.

"Steuerfrei sind seit dem 1.1.2002 Trinkgelder, die Arbeitnehmer anlässlich einer Dienstleistung von Kunden oder Gästen freiwillig erhalten, ohne dass hierfür ein Rechtsanspruch besteht. Das Trinkgeld muss vom Kunden oder Gast für eine Leistung dem Arbeitnehmer freiwillig als eine honorierende Anerkennung gezahlt werden und dem Arbeitnehmer unmittelbar zugute kommen…."

so aus einem Text bei Steuertipps.de

Und diesem und weiteren Links zum Thema, wird erklärt, das man mit dem Begriff Trinkgeld aufpassen muss. Trinkgeld ist nur unter bestimmten Bedingungen steuerfrei. Es gilt sozusagen, den steuerrechtlichen Definitionen von Trinkgeld zu entsprechen.

In vielen, gerade größeren Betrieben, wird das Trinkgeld gesammelt und am Ende der Schicht, Woche, des Monats nach einem Schlüssel ausgezahlt. Oft wird dieses noch, sozusagen betrieblich angewiesen, durch einen Mitarbeiter erledigt. Damit befindet man sich meines Wissens  steuerrechtlich auf sehr dünnem Eis. Durch diese Art Tronc verliert das Trinkgeld seinem erwähnten Charakter und wird zum Lohn gerechnet. Neben der Lohnsteuer werden sich dann in Kürze auch die Vertreter der Sozialabgaben melden. In größeren Betrieben kommen so schnell mehre Tausend Euro pro Monat zusammen. Auf einige Jahre gerechnet kann man da mit fünf,- bis sechsstelligen Nachzahlungen rechnen.

Ich möchte hier eindeutig klarstellen, das ich keine Kompetenz besitze hier irgend jemanden steuerlich rechtskräftige Hinweise zu geben und verweise an Steuerberater etc für rechtskräftige Auskünfte.

Dennoch erscheint mir diese bislang wenig beachtete Definition von Trinkgeld einer genauen Betrachtung notwendig. Hinzu kommen "Grauzonen". Was ist wenn das Personal am Ende der Schicht den Tip unter sich aufteilt, eventuelle einen prozentuellen Satz ohne Anweisung der Geschäftsleitung an Küche/ Spüle/ Service etc abgibt? Würde dies schon ausreichen, um Trinkgeld seinen steuerfreien Charakter zu nehmen? Wenn dies ohne Wissen der Geschäftsleitung passiert - ist diese dann dennoch für eventuelle Nachzahlungen haftbar? Fragen über Fragen...

Es gilt dies von Fall zu Fall zu prüfen und mit seinem Steuerberater zu klären. Eines ist nur klar: Steuerfrei ist Trinkgeld pauschal nicht. Jeder Bar Owner sollte eindeutige Regelungen treffen, die dafür Sorge tragen, das die Handhabung des Trinkgeldes steuerlich nicht als Wandlung in Gehalt ausgelegt werden kann.

Innerhalb eines hart arbeitenden Teams mag diese Regelung dann nicht mehr gerecht ausfallen - aber man kann davon ausgehen, das das Finanzamt diese Argumentation nicht wirklich interessiert.

Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Meyer,

    nicht genug dass wir Bartender Sonn- und Feiertags arbeiten, kein richtiges Weihnachten und kein Neujahrsfest haben, oft unter unmenschlichen Bedingungen bis spät in die frühen Morgenstunden arbeiten müssen und dass meistens nur bei geringem Grundgehalt und oft genug nur 12 anstatt 14 mal Gehalt absahnen;
    ja selbst bei unseren Sozialversicherungsträger sind wir oft genug zu gering gemeldet (zumindest bei uns im Ösiland), um dem Betrieb heimlich was zu ersparen;
    ehrlich- Sie nehmen uns jetzt auch noch unseren Applaus weg und wie ich sehe - mit vollen Recht!

    Ich finde es beschämend dass ein einstiger Bartender versucht seiner Gilde auch die letzte Würde zu nehmen!
    Wenn Sie als Geschäftsmann schlecht kalkulieren finde ich es nicht korrekt dass Sie versuchen es mit unserem Applaus zu kompensieren! Noch schlimmer in Ihrem Fall- Sie tun es öffentlich!
    In unserer heutigen Zeit, wo selbst die Politik korumpiert und immer zu versucht den kleinen was weg zu nehmen haben wir Bartender jemanden wie Sie, bei allem nötigen Respekt, nicht "verdient"!
    Gehalt ist eine Verhandlungssache- Tip der Applaus der Gäste an das Service! Sollten Sie als Gastronom zu wenig verdienen so könnten Sie ja wieder zurück hinter den Tresen und Sie werden vielleicht erkennen dass Sie ruhiger schlafen werden! Vielleicht sind Sie dem Stress nur nicht gewachsen.
    Ich hoffe das Sie als "schlechtes" Beispiel mit Ihren Offenlegungen alleine bleiben! Auch Bartender können singen- und ich glaube das dass Pfeiffkonzert unüberhörbar laut sein könnte, ja sogar bis zu den falschen Ämter durchdringen könnte und im allgemeinen großen Schaden für unsere Branche mit sich ziehen könnte!
    Das "Goldene Zeitalter der Cocktails" ist nicht nur durch das engagement unserer Wirte hervorgegangen, (viele unserer Wirte können links von rechts nicht unterscheiden), vielmehr sind es die kreativen Köpfe hinter der Bar die es verstehen mit Ihrem Charm und Ihrer Kreativität den Kunden (Gast) zu bezaubern! Sie stellen uns zwar die Plattform aber, was war zuerst, das Ei oder das Huhn?

    Abschließend:
    Das Sie versuchen unsere Wirte vor Steuerlichen Fallen zu bewahren finde ich total gut und auch wichtig! Aber muß dies so öffentlich geschehen?
    Ist es nicht besser so manchen Drachen einfach schlafen zu lassen? Warum versuchen Sie mit aller Gewalt unsere Verdienste offen zu legen?

    Mit freundlichen Grüßen und

    zum Wohle


    Dejan Trifunovic, Wien

    AntwortenLöschen
  2. Sehr geehrter Herr Trifunovic,

    vielen Dank für die kritischen Zeilen. Der Ton hat mich etwas überrascht, aber dazu später noch ein paar Fragen.

    Ich nehme niemanden den Applaus weg. Das geht sogar soweit, das ich niemals in meiner Bar Trinkgeld für mich beanspruchen würde. Wenn ich persönlich z.B. einen Abend im Tasting Room gestalte und dabei Tip „fließt“ reiche ich den weiter (Steuerrechtlich, wie hier oben beschrieben, nicht korrekt). Ich gönne den Applaus auch jedem Angestellten, insbesondere denjenigen, die für mich arbeiten, denn die Bartender die für mich arbeiten machen einen großartigen Job.

    Das Sie dies behaupten, ist falsch. Ich habe das auch nicht geschrieben, sondern es wird von Ihnen willkürlich falsch reininterpretiert. Ich glaube das „Thema“ wühlt Sie emotional sehr auf - anders kann ich mir Ihre Antwort nicht erklären.

    Hier werden zwei Dringe miteinander vermischt, (alte Bartender Problem - von Berufswegen sozusagen) die nicht zusammen gehören.

    Zum einem habe ich über Gehälter von Bartender gesprochen. Ich bin vielleicht noch (die BWA‘s ändern sich mit der Zeit) auf dem Papier ein schlechter Geschäftsmann. Ein schlechter Arbeitgeber bin ich nicht. Ich zahle übertariflich und ich glaube auch gut. Das frei zu verhandelnde Grundgehalt ist im Le Lion gut. Es leidet niemand, (ich lasse mich und meinen Partner da jetzt mal außen vor) unter der Tatsache, das das Le Lion am Anfang keine Gewinne erwirtschaftet hat. (Ein wie ich glaube ganz normaler Prozess)

    Wenn man allerdings als Bartender sein „Gehalt“ berechnet, bzw. abwägt ob ein Job lukrative ist, wird man immer auch das Trinkgeld (Potential) mitrechnen. Zumindest in solchen Bars, wo Tips kein geringer Teil ist, sonder großer Anteil des indirekten „Gesamtgehaltes“. Das dies einige „üble“ Arbeitgeber der Branche ebenfalls tun, ist sicherlich richtig. Die Frage ist nur, warum man dann für diese arbeitet? Weil einem die Offenlegung, die Aufklärung, das Wissen fehlt eventuelle? Oder weil man einfach dumm ist? Gute Arbeit gehört gut bezahlt.


    Teil 2 folgt...

    AntwortenLöschen
  3. ...Teil 2 - Antwort



    Andererseits habe ich über das Trinkgeld geschrieben, und darüber das es hier eine Steuerfalle gibt. Ich selber wußte von dieser Regelung nichts, für mich galt TIP als derzeit Trinkgeld frei. Ich denke mir, diese Erkenntnis ist beachtenswert, da hier vielen Kollegen, Bartender und kleinen Bars, ein Fallstrick droht. Mehr nicht.

    Grundsätzlich sollten wir was Österreich betrifft vorsichtig sein. Ganz andere Regelungen bezüglich Steuern, Tip und Gehalt. Vorsicht mit Vergleichen.

    Angst vor dem Finanzamt? Ist denke ich Branchenüblich - (deswegen auch mein Tip wegen der Steuerfalle). Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, das denen durchaus bekannt ist, das dort Trinkgelder fließen. Deswegen hat man es ja auch schon bereits versucht zu versteuern und in Deutschland wieder fallen lassen, weil nicht möglich.

    Das ist übrigens auch die Erklärung für die Steuerregelung in meinem Artikel. Wenn jemand einen Tronc „aufteilt“ wird dies schriftlich dokumentiert und man bekommt Zugang.

    Wenn Sie irgendwann einmal in Österreich von Finanzamt eine Aufforderung zur Steuernachzahlung wegen Trinkgeld bekommen, bitte ich Sie, mich mit einem „Sie sind Schuld“ zu verschonen. Finanzämter, zumindest in Deutschland, sind nicht unwissend.

    Das einzige was unsere Branche vorangebracht hat, sind engagierte Menschen hinter der Bar und solche, die über den Glasrand hinaus schauen. Diese sind mal Gastronomen, mal Bartender, mal Beides.

    Engstirnige Menschen, die in „Wir Bartender“ und „die Wirte und Gastronomen“ denken, sind da weniger hilfreich. Übrigens, stehe ich jede Woche einige Abende hinter und/oder in meiner Bar. Ich bezeichne mich als Bartender. Und ich glaube, Sie sollten vorsichtig sein, mir zu unterstellen, das ich keiner bin. Das einzige was mich vom echten Bartender „unterscheidet“ : ich bekomme kein Tip...

    Freut mich, das es Ihnen gefällt, das ich über Steuertips schreibe. Ja, es muss öffentlich geschehen. Sonst würde es keiner mitbekommen. Ich versuche nicht mit Gewalt die Gehälter der Bartender Welt offen zu legen, sondern habe über meine Erfahrungen geschrieben. Was ist daran allen ernstes verwerflich? Glauben Sie mit den Erfahrungen einer 40 Plätze Bar in Hamburg habe ich das Thema Gehalt als Bartender endgültig und vollkommen offengelegt? Ich glaube kaum.

    Und den schlafenden Drachen, werde ich nicht wecken. Den gibt es vielleicht im Märchen, aber nicht da wo ich lebe.

    Einige Ihrer leicht persönlichen Vorwürfe müssten Sie mir bitte einmal erklären. Denn Sie sind nicht richtig.

    Wo habe ich versucht meiner Gilde die letzte Würde zu nehmen ?
    (Nebenbei gefragt, hat Sie so wenig Würde?)
    Wo habe ich dazu aufgerufen, Bartendern Ihren Applaus zu nehmen?
    Ich schlafe gut (oft zuwenig, das hat aber andere Gründe) und bin einem ziemlichen Stress ziemlich gut gewachsen. Glauben Sie ernsthaft, Sie sollten sich dazu eine Meinung bilden?


    Mit freundlichen Grüßen


    Jörg Meyer

    AntwortenLöschen
  4. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen
  5. Hallo Jörg,

    Trinkgelder sind in Deutschland zumindest was die Gastronomie betrifft theoretisch fast, in der Praxis steuerfrei. Nur Inhaber müssen Ihre Trinkgeldeinnahmen versteuern, sofern sie selbiges einnehmen, und wenn bestimmte Höchstgrenzen überschritten werden. Letzteres ist so gut wie nicht nachvollziehbar, was auch der Grund für die Wiedereinführung der Steuerfreiheit in Deutschland war.

    Die Steuerfreiheit von Trinkgeldern, die in einer gemeinsamen Trinkgeldkasse gesammelt werden (Troncs) ist normalerweise nicht gegeben, für Gastronomie und Friseure sieht das jedoch anders aus:

    Ich erlaube mir, einen Link anzugeben. Falls das den Gepflogenheiten hier wiederspricht, dann bitte löschen und durch das Urteil ersetzen:

    http://www.finanzenchannel.de/urteile/4039.html

    Aber ich glaube, die Steuerdebatte geht am eigentlichen Thema vorbei.

    Übrigens sehe ich das nicht so, dass die Höhe des Tips völlig losgelöst vom Lohn zu sehen ist. Es kann eine nicht zu vernachlässigende Motivationshilfe sein, einen bestimmten Arbeitsplatz trotz (relativ) geringem Lohn beizubehalten bzw. sich dafür zu bewerben. Ich kenne Gastronomen, die sprichwörtlich für 'einen Appel und ein Ei' arbeiten und auf keinen Fall für ein besseres Gehalt tauschen möchten. Bei dem Trinkgeld, was ich natürlich nur vom Hörensagen kenne, würde ich das auch nicht tun.

    Sonnige Grüße
    Jean-Pierre

    p.s. Ich kann nicht einschätzen, welche monetären Informationen Du in Deinen Beiträgen veröffentlichst, bzw. wie 'gehaltvoll' diese sind. Dazu kommt noch, dass ich mir als 'Kollege' ungefähr Dein monätares Modell vorstellen (samt Einnahmen, Ausgaben, Nebeneinkünften, Steuern, etc.) kann, was für meinen Teil die Angaben im Detail unglaubwürdig macht. Ich nenne sie deshalb polemikbehaftet, 'kokett' ist vielleicht schöner, denn ich kann mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass Du die eherne Regel verletzt und über Geld sprichst.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

BLOOM GIN - Mein persönliches Ende des 47% Wacholder Gin Absolutismus.

A discussion about woman in the bar industry

Why your Non-Alcoholic Spirit Brand will maybe fail...