Der Barconvent Berlin BCB eine reine Fachbesucher Messe - in 2014 kein Einlass für "Connaisseure" und "Hobby Mixer" ?

Gestern hat Helmut Adam* im Namen des Mixology Magazins  einen wie ich finde recht überraschenden Text in der größten deutschen Online Community für "Hobby Mixer" und  sog. "Connaisseure" zum Thema BCB veröffentlicht.  Demnach werden in diesem Jahr für viele gerade aus dieser Community überraschend die "Zugangsbedingungen" für den Barconvent Berlin geändert, bzw. "strenger" ausgelegt.

Zitat vom Text von Helmut Adam aus dem C&D Forum:


"Werte C&D-Forumsmitglieder!


Eigentlich wollte ich diesen Post früher verfassen, aber die letzten Wochen haben uns im Verlag mit Deadlines ordentlich auf Trab gehalten. Heute erhielten wir ein E-Mail von einem C&D-Mitglied, der sich nach Bar Convent und Abonnement erkundigte. Das gab den Auslöser, hier in den bestehenden Pfad zu posten.

Der Bar Convent Berlin wächst enorm und rückt damit auch in den Fokus von Publikumsmedien, was nach der Auswertung der Besucherzahlen von 2013 (und sicher auch durch Word of Mouth) zu einem Anstieg bei nicht direkt dem Fach zuordbaren Besuchern führte. Das ist zwar im Gesamtbild noch ein sehr kleiner Anteil, die Messe musste aber entsprechend reagieren und den Filter verstärken.
Konkret bedeutet das, dass es sowohl im Vorfeld bei Ticketkäufen im Internet als auch vor Ort an der Tageskasse Prüfungen und Kontrollen gibt und geben wird. Als derjenige im Convent-Team, der Mixology vertritt, habe ich in Abstimmung mit meinen Partnern erreicht, dass Mixology-Abonnenten - aufgrund der bestehenden Tradition - vom Fachfilter ausgenommen sind. Nichtsdestotrotz kommunizieren wir diese Tatsache nicht offensiv.
Korrekt ist, dass die Tickets für Abonnenten bei Angabe der Abonnentennummer 20 Euro kosten. Abonnements, die jetzt abgeschlossen werden, sind für diesen Bar Convent nicht mehr wirksam, sprich: bekommen keinen Rabatt. Hier ein paar Fakten:
Jemand hat bereits ein Ticket gekauft? Am Einlass zum Bar Convent kann ein Fachnachweis verlangt werden. Ist der Besucher nicht in der Lage, diesen zu erbringen, wird kein Einlass gewährt. Erstattung wird es selbstverständlich geben.
Jemand hat bereits ein Ticket gekauft und keine klare Fachzuordnung angegeben? Jemand aus dem Convent-Team kontaktiert möglicherweise in einer Prüfphase den Käufer und fragt einen Nachweis ab. Kann dieser nicht erbracht werden, gibt es eine Erstattung. ..... "
 (hier ein Link zum gesamten Verlauf der Diskussion und Helmuts vollständigem Text)


Die Diskussion zum Thema nimmt langsam Fahrt auf. Wie ich finde gibts es berechtigte Kritik von Seiten der vermeintlich "Ausgeschlossenen", denn in der Vergangenheit wurde dies "offener" gehandhabt und eine "Änderung" wurde jetzt auch nicht eindeutig im Vorfeld kommuniziert.

Jahrelang wurde der Barconvent  aus einer Mischung von Bartendern und "Hobby" Enthusiasten, geboren aus der Mixology Community, getragen. So zumindest meine persönliche Einschätzung. Diesen Philosophie Wechsel finde ich daher überraschend.

Es mag dafür viele Gründe geben: die Wertigkeit der Messe gegenüber den Ausstellern, den Fachmedien und den Mitbewerbend erhöhen. Sicherlich steuerliche Aspekte und weitere behördliche Auflagen die zu erfüllend sind.  Steuerliche Absetzbarkeit von "Kosten" z.B ist nur bei definitiver "Fachmesse" möglich  (was den erwähnten Zugang für Abonnenten allerdings in Frage stellt)

Im letzten Jahr hatte ich auch erstmals das Gefühl das ein kleiner Teil der Besucher die Möglichkeit zum masslosen Konsum alkoholischer Getränke durchaus erstrebenswert fand - was mir in den Jahren zuvor niemals aufgefallen war. Allerdings sind mir eher "Bartender" und Fachbesucher aufgefallen, die sich hier nicht im Griff hatten.  Es ist das gute Recht des Veranstalters sein "Baby" zu pflegen. Es ist sogar seine Pflicht. Die Frage ist nur, wie und ob man die richtigen aussortiert.

Der Barconvent ist mittlerweile die größte und wichtigste Fachmesse für die Bar Branche in Europa -  ich bin einer bekennender Fan des Barconvents - auch wenn "er" sich geändert hat. Ich glaube sogar, eine "harte" Tür,  ähnlich einer guten Bar, würde ihm gut tun.

Es ist ein "schwieriger" Grad mit den Hobby Mixern und sogenannten Connaisseuren. Einerseits haben "Sie" die Szene glücklicherweise "durchsetzt". Einige von Ihnen sind beachtete Schreiber, Blogger bzw. Referenten geworden. Und viele von Ihnen sind gute Gäste in unseren Bars. Andererseits verstehe ich vollends den Fokus auf "reine" Bartender.

Zusammen mit Bacardi habe ich vor einen paar Jahren den CLUB DE CANTINEROS ins Leben gerufen. Und eine von mir gestellte Bedingungen war und ist: Diese Veranstaltungsreihe soll sich ausschließlich an Bartender richten. Keine Blogger, Connaisseure oder sonstige ebenfalls an der flüssigen Welt interessierten Menschen. Die Teilnehmer sollen Abend für Abend hinter der Bar stehen, einen harten aber fantastischen Job ausüben. Nicht zum Hobby, nicht "so ab und an mal hinterm Brett". Sondern Bartender durch und durch.

Und dennoch: Was ist eine "echter" Bartender, was ein echter Fachbesucher? Und hat eine "gemischte" Community nicht auch in der Vergangenheit zum Erfolg von Mixology, Barconvent und unseren Bars beigetragen? Das Interesse an einem guten Drink und Qualität war ein gemeinsamer Nenner diese Community - eigentlich egal ob man da Bartender, Gast oder Produzent war.

Es bleibt spannend - wie diese Diskussion weiter verläuft. Es ist ein klarer "Ausschluss" eines Teils der Jahrelang aufgebauten "Community".  Ich bin gespannt ob und wie sich so etwas "meistern" lässt.

Einer der Kommentatoren fragte, ob Arbeitsverträge mitgebracht werden sollen. Ich denke nicht. Im Prinzip hat jede größere Fachmesse dieses Problem. Eigentlich lässt sich ein gutes Besucherfeld nicht wirklich definieren. Wer hinein will - wird definitive hin kommen. Etwas Kreativität ist gefragt um sich als Fachbesucher "darzustellen"

Es ist wie jeden Abend in der Bar. Weder der Anzug, die Hipster Brille, die Kreditkarte oder sonstige Zugehörigkeit bzw. Äußerlichkeiten garantieren das man "gute" Gäste hat. Und selbst "Bartender" möchte man nicht immer in seiner Bar als Gäste haben. Einige können sich benehmen, andere nicht. Wie auch auf dem Barconvent. Man möchte in seiner Bar und auf seiner Fachmesse eine tolle, interessante Mischung an großartigen Gästen. Das ist "einfach", wenn man alle kennt oder selber an der Tür steht.

Ab einer gewissen Größe muss man dann skalieren und definieren. Das Team an der Tür kennt seine Gäste nicht mehr sondern checkt ob Definitionen erfüllt werden. Besser wird es in der Regel dadurch nicht. Anders ist es aber auch nicht mehr möglich. Es seihen Sie nur, um Auflagen zu erfüllen.

Ich wüßte selber nicht, wie ich dieses "Luxusproblem" von großer Nachfrage beim Barconvent lösen sollte. Es ist schon schwer genug, das jeden Abend an einer 50 Plätze Bar zu meistern.

Ich bin gespannt wie das Team um den Barconvent und das Mixology Magazin diese "Aufgabe" bewältigen wird und wie sich der Barconvent ändern wird...


*Helmut Adam ist ebenfalls Gründer und Gesellschafter der Firma, welchen den BCB (Barconvent Berlin) veranstaltet. 

Kommentare

  1. echt schweres thema. manches connaisseur hat auf dem bcb mehr zu suchen als irgendwelche filler repräsentanten.

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  2. Hallo Jörg,

    vielen Dank für Deinen Beitrag in dieser Sache, den ich sehr schätze!

    Wir haben auf den Vorschlag von Helmut bereits reagiert und diesen angenommen. An dieser Stelle möchte ich auch sagen, dass die Situation sehr schnell und gut gelöst werden konnte, wie ich finde. Dafür mein Dankeschön an Helmut.

    Was die sogenannte "Anonymität" der Community betrifft habe ich bekanntermaßen eine andere Meinung, welche über die letzten Jahre hinweg immer wieder an verschiedenen Stellen auch zu Tage gekommen ist. Ich möchte an dieser Stelle aber dieses Thema nicht neu "aufmischen".

    Ich stimme zu, dass es Sache und Entscheidung der Veranstalter ist, das Publikum einer Veranstaltung auszuwählen und evtl. auch zu beschränken. Dennoch bin auch ich der Meinung, dass Connaisseure eine Bereicherung der Barszene geworden sind und durch die letzten Jahren hinweg auch viel dazu beigetragen haben, dass die Barszene hierzulande lebendiger wird. Daher würde ich es begrüssen, wenn sich ein Weg finden würde die Community auch weiterhin einzubinden.

    Die Community übernimmt oftmals voller Enthusiasmus und aus freien Stücken so machen Job zur Förderung der Barkultur, was man nicht vergessen sollte. Und die Community wurde auch immer wieder von der Branche entsprechend supported, auch wenn dies vielleicht bisher eine Ausnahme war. Mir ist bewusst, dass es "Zielgruppen" gibt und diese auch anders angesprochen werden. Die Industrie sollte aber hin und wieder einen Blick über den Tellerrand werfen. Der Connaisseur gehört ebenso zur Barszene wie der Bartender - nur auf der anderen Seite des Tresens. Daraus werden sich immer spannende Möglichkeiten ergeben.

    Aber dies ist eher eine Diskussion für nach dem Barconvent, dessen Vorbereitungen so kurz davor nun sicherlich in den hektischen, letzten Zügen liegen werden. Im Moment freue ich mich über die gefundene Lösung und auf "Berlin 2014".

    Viele Grüße aus München,

    Alexander Troppmann
    (Gründer und Betreiber von Cocktails & Dreams)

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  3. Helmut, ich denke deine Lösung ist für die besprochene C&D Community eine tolle Lösung.

    Da Ihr mit Eurem Magazin aber einerseits immer mehr "öffnet", weg vom reinen Fachmagazin" und Eure damals sehr enge gemeinsesamme Vergangenheit von Mixology und Barconvent eine Community aufgebaut hat, die ebend auch immer jenseits des reinen Fachpublikums gewirkt hat, werden ob der wie ich finde späten Kommunikation und aufgrund der in den vergangenen BCB Jahren legeren Praxis sicherlich noch ein paar mehr Anreisende unangenehm überrascht sein - aber nicht mein Problem. Ich glaube, das sieht man sogar in den Kommentar des C&D Forums.

    Jeder hat dafür Verständnis - keiner will Euch Euer Geschäft erklären. Nur da Ihr es bislang nicht genau genommen habt und jetzt sehr kurzfristig und nicht gerade offensive anfangt, das zu kommunizieren, sorgt für Verärgerung. Ich glaube das ist der Kern bei der meisten Kritik und ich finde Ihn auch berechtigt.



    Dein Vergleich zum London Barshow ist mir durchaus noch in Erinnerung - grausam.
    Aber Du erklärst es ja ein wenig selber. 14000 Besucher kombiniert mit Pub Atmosphäre - braucht kein Mensch. Andererseits war die London Barshow einfach die Vorreiter Bar Show für jede heutige Bar Messe - schön das man von dieser dramatischen Entwichklung als abschreckendes Beispiel lernen konnte - Sie ist dann ja auch schön an die Wand gefahren - wenn ich mich recht erinnere.

    Übrigens: https://www.youtube.com/watch?v=E9xDm_5DN_8 :)

    Gruß

    Joerg



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  4. Diese kurzfristige Änderung (die nichtmal auf der Homepage kommuniziert wird) ist nicht nur eine unglaubliche Frechheit, sondern kann, so jemand einen wirtschaftlichen Nachteil durch Nichteinlass erleidet (Flug, Hotel, Verdienstentgang,...), durchaus auch rechtlich problematisch sein. In den FAQ steht schließlich eindeutig (nach wie vor!), dass Connaisseure ebenso zu den Besuchern des BCB gehören. Eine Beschränkung auf aktive Mitglieder des C&D Forums wird an keiner Stelle erwähnt.

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