Countdown zum BCB 2013 #1: Lang leben die Ritter der Nacht !

In einer Woche geht es los. Deutschlands Bartender feiern Ihre Weihnacht. In Berlin. Zum BCB.  Ich freue mich. Noch nie habe ich einen BCB ausgelassen. Meine Kredikarte kann ein Lied davon singen. Was habe ich dort schon für gute Tage und unglaubliche Nächte verbracht.

Früher gehörte die Nacht zum BCB "uns". Gut, der BCB auch. Es war ein charmanter Haufen Bartender, die sich dort feierten. Man gab Ihnen ein paar Flaschen, Shaker, eine Bühne und ein piependes Mikrophone und es war großartig. Klassentreffen der besonderen Art. Die Tage waren eine Herausforderung für jeden Hangover Profi. Die Nächte waren rauschend.






Die Zeiten ändern sich. Ich mich ja auch.  Der BCB ist groß geworden. Ich "älter". Grundsätzlich nicht falsches daran.

Früher gab es vorab einen  "Opener". Traveling Mixologists.  "Be there or be square". Aufwärmen, Gesichter wiedersehen, Hände schütteln. Und Drinks. Viele!
Große Karten. Chaos, Liebe, Weihnachten. Alles Wahnsinnig. Hat irgendwie geklappt.

Helmut Adam hat vor ein paar Tagen einen tollen Appell an die Bars geschrieben. Großartig.

Nun - wir alle sitzen im Glashaus. Verdienen am und mit dem BCB  Geld und / oder Unterhaltung. Und dennoch ist es gut sein Wirken einmal in Frage zu stellen.  Nichts spricht gegen Effizienz  - aber wenn Adam schreibt "Denkt ihr wirklich, dass eure Kollegen aus Rumänien, Portugal, Dänemark und Russland anreisen, um einen Gin & Tonic oder einen Dark & Stormy zu ordern?" stehen wir auf und schreien im Geiste NEIN!

Andererseits, ist der BCB groß geworden. Größe bedingt Umdenken. Die Bar Abende der Vergangenheit sind zu großen Brand Parties am Abend verkommen. Wer 200 oder 500 Gäste zu bewirten hat, möchte dies bewerkstelligen. Nichts falsch daran.

 Die Frage ist nur: Warum tuen wir uns das an?

Seit Tagen trudeln Einladungen in reale und virtuelle Postfächer. Zu Brandveranstaltungen während des BCB's. Früher hatten sich die Brands zum BCB noch nicht viel getraut. Als die Budgets noch klein waren und ein kleiner Gruppe innerhalb Großer Konzerne eine Lanze und ein wenig Budget für den BCB und die Bartender brach. Gute alte Zeit. Da gehörte der BCB den Bartendern und Ihren Freunden - mit freundlicher Unterstüzung von .....

Und die Nacht und die Bars gehörten uns!

Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Die größten On Trade Budgets fließen in den BCB oder besser gesagt auch ins drum herum. BCB ist Chefsache! Damit fangen die Probleme an. Schwör ich Euch!

Gary Vaynerschuck hat Recht:

"If one thing is for sure  is that marketing will fuck up everthing over time!"

Die Marketingabteilungen der Industrie machen den BCB langsam aber sicher zu einem großen "Getränke Industrie Zirkus" - da kommt bei mir so keine Weihnachtsstimmung mehr auf. Wettrüsten auf der Messe. Und, viel schlimmer, drumherum. Der BCB ist aber kein Industrie Zirkus - sondern Bartenders X-Mas! Also immer schön hinten anstellen.

Ich weiss gar nicht bei wie viel Einladungen die Rede von Guestlist und exklusiven, ausgewähltem, limitierten Teilnehmer Kreis war. Was für ein Schwachsinn! Marketing Idioten am Werk. Größer, Schneller, Weiter, Wichtiger.

Wir sollten aufpassen, das wir den Falschen hier nicht zuviel Aufmerksamkeit schenken. Auf der Messe reden wir über Brands, Produkte und unseren Job. Das ist gut so. Aber die Nacht gehört uns, den Rittern der Nacht. Uns spielt kein blöd-studierter Marketing MBA gegeneinander aus. Bartender gehören Nachts in Bars nicht auf Un-VIP-Parties.

Bars in denen ihnen andere Bartender Ihre liebsten Drinks mischen. Berlin hat eine unvorstellbar große Anzahl an guten Bars. Da brauchen wir während des BCB keine noch so wichtige Brand Party.  Wir brauchen gute Bars. Ohne Party. Ohne Event. Zum Brechen voll mit Kollegen aus ganz Europa.

Zum Glück gibt es davon genug in Berlin.

Ich werde dieses Jahr zum BCB keine Brand Parties besuchen. Am Tag wird "gearbeitet", nicht aber in der Nacht! Ich werde in ein oder zwei Bars gehen, die sich dem ganzen Event Trubbel nicht hingeben. Mögen Sie noch so voll sein. Ich werde mich mit ein paar lange nicht mehr gesehenen Kollegen und Freunden verabreden - trinken und reden.

Den Zirkus werde ich Zirkus sein lassen. Mögen sich Marketing Abteilungen, Industrie Periphery, Consulter, Fach und Pseudo Journalisten, Blogger und sonstiger BCB Apendix auf den Brand Parties selber feiern - aber Bartender gehören in eine Bar!

Und es spricht nichts gegen den Bartender nahen Brand Ambassador bzw. Brand Mitarbeiter. Denn wir haben seit Anfang an zusammen den BCB gefeiert.  In Bars. Ohne den ganzen Zirkus.

Ich will Weihnachten feiern. Im Kreis meiner lieb gewonnenen Familie.

Die Nacht zum BCB gehört den Bartendern - die lass ich mir nicht nehmen!

Ich freue mich auf die Bars von Berlin.

Kommentare

  1. Schöner Beitrag, Jörg! Um es zu präzisieren, was ich geschrieben habe auf Mixology Online: mir ging es in der Tat um Bars und nicht um Partys. Schon gar nicht um "branded parties". Es gibt neben der Mixology Bar Awards Gala und dem Abend im Le Croco Bleu am kommenden Sonntag keine vom Bar Convent Berlin oder von Mixology beworbene Veranstaltung, auch wenn das Wording vieler Einladungen vor "BCBs" und "Bar Convent Berlin" nur so strotzt. Keine davon ist von uns mitverfasst oder autorisiert.

    Entsprechend haben wir auch den Kommentar einer Firma, die auf Facebook unseren Beitrag ungefragt mit Links zu Partys dekorierte, sofort gelöscht. Wenn es die Zeit zulässt, werden wir im nächsten Jahr versuchen, mehr auf das "Umfeld" des Bar Convent einzuwirken. In der Vergangenheit gab es regelmässige Treffen mit Berliner Bars im Vorfeld. Vielleicht lassen wir das wieder aufleben.

    Grüße, Helmut Adam
    (Bar Convent Berlin)

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  2. Genau meine Rede! Was schon letztes Jahr ziemlich gruselig war, wird dieses Jahr der reine Zirkus. Hoffe trotzdem, dass Du auf nen Drink bei einer nicht-Brand Party vorbei schaust! Grüßle aus Paris!

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  3. Gut und recht. Alle Welt diskutiert die Events rund um den BCB, jeder fischt nach Gästen. Wir möchten an dieser Stelle gerne allen Wettbewerbern und Kritikern sagen, dass wir es besser finden es gibt mehr Partys als man besuchen kann statt keiner macht etwas. Der Bartender wird selbst entscheiden wo er dann hingeht. Es soll ja auch Leute geben, die es bevorzugen in kleineren Bars zu feiern, und nicht totgetrampelt zu werden. Gottseidank ist das Angebot gross. Freuen wir uns alle auf eine schöne und liberale Barwoche. PS: MonobrandingindenKopf finden wir auch doof. Aus diesem Grund feiern wir nach Themen, und nicht nach Marken. Erntedank zum Beispiel. Oder unsere Friends-Veranstaltung. Wer wissen will wann und wo, wird es sicher herausfinden. Oder er fragt uns. Und: Egal ob Ihr Vollprofis, Neulinge, oder Jungs seid die für den Wettbewerb arbeiten, oder auch nicht, Ihr seid allle auf einen Drink willkommen.

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  4. Hallo Tim,

    Ob nun nach Themen oder Marken, ist am Ende des Tages doch egal. Man besucht in jeden Fall eine Veranstaltung von, wenn wir bei Euch bleiben wollen, TEAM SPIRIT/Diversa/Underberg via Euren Absendern Kräuterzirkel und Bar Circle.

    Circle, Zirkel und Friends-Veranstaltungen sind schwere Geschütze aus der Marketingabteilung - Guerilla Marketing "at it's best" ... mir stellt sich die Frage: brauchen wir Bartender so etwas wirklich? Und dann auch noch zu Weihnachten?

    Ist irgendetwas "falsch" daran? Nein! Macht es Sinn das Ganze mal in Frage zu stellen? ich finde ja!

    Jeder wie er möchte.

    Ich persönlich praktiziere ab diesem Jahr eine striktere Teilung. Am Tage widmen wir uns dem Zirkus aus Bartending, Industrie, On Trade etc. Deswegen sind wir ja auch da. Macht extrem viel Spaß.

    Am Abend allerdings, lasse ich das sein. Ich gehe einen Trinken. Wie das echte Bartender meiner Meinung nach halt am Besten können. Und das möchte ich gerne in Berliner Bars machen, ohne den ganzen Zirkus drum herum.

    Der Bar Convent hat sich entwickelt. Gut so. Birgt aber auch "Gefahren". Das Wettrüsten der Industrie am Abend des Barconvent mit Höher, schneller, weiter gefällt mir in weiten Teilen nicht mehr.

    Der On Trade Zirkus ist ein fantastischer Zeitvertreib für Bartender - nur Relevanz in der eigentlichen Bar Welt hat er, so finde ich, keinen. Man sollte das nicht zu ernst nehmen. Ich verstehe das die Marketig Abteilung das anders sieht, aber mir bereiten Abende in einer Bar, ohne irgendwelche Zwänge oder Programme einfach mehr Vergnügen. Da trinke ich dann auch gerne mit Brand Ambassadoren und anderen On-Trade Freuenden. Zumindest mit denen, die ich schätze.

    Daher bin ich der Meinung: Der Tage gehört dem On-Trade (schließlich bezahlen Sie den BCB ja auch) - die Nacht sollten wir uns unserer selbst willen nicht nehmen lassen.

    Eine wirklich liberale Barwoche wäre es, wenn kein Industriepartner am Abend oder um den BCB herum mit dem Wettrüsten beginnen würde ... mal so am Rande. Oder wie definierst Du "eine liberale Barwoche". ?

    In der Nacht möchte ich mit Bartendern einen Drink nehmen und gute Gespräche führen, ganz ohne den Zirkus drum herum.

    Aber jeder wie er es mag ... Manage frei !

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  5. Hallo Joerg, ich habe schon soviel Lehrgeld bezahlt, dass bekommt man in Säcken nicht weg... Aber ich lerne immer noch dazu... Und bin übrigens ganz nah an Deiner Meinung. Als erstes sollte man alle Aussendienstler abmahnen, nicht in jede Bar Berlins in der was zum BCB los sein wird zu latschen und mittels einer lausigen Flaschenzugabe versuchen eine Marketingplatzierung zu erhaschen. Und danach die Barkeeper, die sich darauf einlassen. Was anderes ist es für mich, wenn Bars sich mit Produkten beschäftigen. Das unterstütze ich dann auch gerne, a la Erntedankfest. Zu jenem entsenden wir keine Marketingheerscharen, sondern supporten die Bar damit sich Barstaff dort amüsieren kann. Zweites Beispiel; unsere Friends-Veranstaltung. Die erste vor 2 Jahre hatte sagenhafte 15 Gäste, war trotzdem lustig. Irgendwie wurden's immer mehr, und lustig ist es geblieben. Wir machen das immer da wo wir wohnen, oder andersum; wir wohnen wo wir trinken. Sehr bequem. Danach entern wir dann meist noch 1-2 Bars im Schutze der Nacht jenseits aller Verpflichtungen... Was den Marketingzirkus anbetrifft denke ich wir sind jetzt am absoluten Höhepunkt angekommen, und ich hoffe dass bei diesem Wetteifern um die coolsten Gigs die kleinen, feinen Marken nicht ganz untergehen (weil sie schlichtweg nicht mehr mithalten können) - denn gerade diese Produkte machen die Bar interessant. In Berlin hatten wir mehr Anfragen von Bars, als wir machen konnten und wollten - ohne dass wir gefragt haben. Es liegt auch mit an den Bars, die sich Support holen, nicht nur an den Marketingabteilungen. Wenn keiner mehr was macht, ich wär dabei....

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