Hamburger Bar Geschichte(n): 17 Jahre später

Es muss 1995 gewesen sein. Ich war 20 Jahre jung, Auszubildender im Elysee Hotel und regelmässiger Stammgast in Harry's  New York Bar Hamburg. "Learning by drinking". Nach wie vor eine gute From der Horizonterweiterung, wurde später in der Old Fashion Bar weiter ausgebaut.

Es war ein sonniger früher Abend. Ich ging gerne am frühen Abend in die Bar. Da war Zeit für ein Gespräch. Zu späterer Stunde erlegte ich mir selbst immer ein "Schnauze halten, zugucken" auf - ein wenig Grund Gastro Erfahrung brachte ich seinerzeit mit.

Aber am frühen Abend war Zeit für ein Gespräch. Und ich war dankbar, das die Halbgötter in Weiß, das legendäre Barteam der HNYB Hamburg, mich wahrnahm und gewillt war, mich in den Kreis der Gesprächswürdigen aufzunehmen.  Ich muss gestehen, ich habe diese Musse nicht bei jedem Zwanzigjährigen, der heute vor meinen Bars sitzt. 

Ich betrat also die Bar und traute meinen Augen nicht. Peter Kallweit begrüßte mich mit einem breiten Lächeln. "Sieht gut aus, oder?"

Peter war kahlgeschoren. Mit Ihm das gesamte Barteam. Fünf Bartender lachten mich an. Mit frisch rasierten Glatzen. 

Wow. Ich erfuhr, man hatte eine Wette verloren. Gegen einen betuchten Stammgast.  Eine echte Barfly. Einer Trinker und Könner sondergleichen. Man beschrieb mir diesen Gast. Wahnsinn. So muss es zugehen an der Bar. Wetten waren in der guten alten Zeit existentielle- man wollte sich ja schließlich nicht über Drinks unterhalten. Einige Jahre später fand ich eine Erstausgabe von Frank Meiers "Artistry of Mixing Drinks" von der Ritz Bar Paris. Ein "Kapitel" wurde diesem Thema gewidmet. Erstklassig. Ich musste an die Profis in Harry New York Bar denken.

Der betuchte Stammgast, gefühlt sah ich ihm im englischen Zweisitzer vorfahren, hatte bei einer Champagner launigen Nacht mit den Jungs gewettet. Es ging um das Wetter. Eines der großen Thema an jeder guten Bar. Man einigte sich auf ein Datum. Die Wette lautete: Wird es an diesem Tag in Hamburg regnen? Ja: Team Harrys New York Bar rasiert sich Glatzen. Nein: Der Stammgast kauft den Jungs zum Feierabend fünf Flaschen DOM und legt nen Tausender in die Trinkgeldkasse. (Ich muss dem heute Zwanzigjährigen Leser jetzt nicht erklären das es sich zu dieser Zeit um DM handelte - oder?)

Was für eine Weltklasse Wette. Erstklassig. Darum geht es in einer guten Bar. Besondere Momente erzeugen. Mit vollem Körpereinsatz. Ich war begeistert. Peter Kallweit, Enrico Wilhelm und der Rest der Bande liessen die Haare wieder wachsen. Joseph behielt die Frisur bis heute bei. Es gab an dem Abend noch viele Drinks. Und viele Geschichten. Wie jeden Abend. Vom Barteam oder von den Gästen. Ich war selig. Wie so oft in dieser Bar. Ich liebte diese Bar. Wobei es am Ende des Tages nur eine Ansammlung von Flaschen und Möbeln war. Aber ich liebte dieses Team und die verrückten Gästen umgeben von diesen Flaschen und Möbeln. Und dem Pianisten. 

Verdammt, ich könnte jetzt einen Martini vertragen!

Vor ein paar Tagen traf ich das gesamte Barteam wieder. Was für ein Abendessen! Es flogen uns die alten Geschichten um die Ohren. 17 Jahre später. Ich war wieder selig. Ich hätte dort ein paar Stunden länger sitzen bleiben können. 

Wir warfen uns die Kamellen um die Ohren. Ich sagte: "Und wist Ihr noch, die Wette mit dem Stammgast soundso? Haare ab?". Die Fünf guckten mich an und lachten.  Peter sagte : "Aeh, den gab es nie. Wir waren am Vorabend nach der Abend noch einen trinken. Großer Abend und am Ende waren wir alle  blitze blanke blau. Da haben wir beschlossen uns die Haare abzuschneiden. Die Jungs haben mich um 10.00 Uhr morgens aus dem Bett geholt und zum Frisör geschleift - einer der Manager ist ausgerastet, da haben wir ne Geschichte draus gemacht."

Da war es wieder. Das Grinsen der Fünf wie vor 17 Jahren. Den Schalk im Nacken. Ich musste lachen - 1:0 für Team Harry's New York Bar. Dieses Team bleibt magisch. Selbst nach 17 Jahren, selbst ohne Bar.

Und wenn ich jemanden in Zukunft von der erstklassigen Harry's New York Bar Hamburg erzählen werden, werde ich bei der Wetten Version bleiben. Es geht um Geschichten. Denn Sie werden Geschichte schreiben.

 

 

 

 

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